Snétberger erweist sich als Feingeist auf sechs Saiten
Snétberger erweist sich als Feingeist auf sechs Saiten
Der seit gut 20 Jahren in Berlin lebende Ungar Ferenc Snétberger ist zweifellos ein Stil-Nomade im besten Sinne. In Deutschland ist er eher weniger bekannt. In Ungarn aber ist er inzwischen ein Nationalheld mit regelmäßigen Auftritten bei den renommiertesten Festivals. Seine Musik strahlt viel Ruhe und Gelassenheit aus. Musikalische Unverwechselbarkeit ist ein Prädikat, das zweifellos Ferenc Snétberger sehr gut beschreibt. Der ungarische Gitarrist entstammt einer Roma-Familie. Seine grandiose Klang-Ästhetik lebt Snétberger in den unterschiedlichsten Genres aus: Als improvisierender Musiker in Jazz, Samba und Bossa Nova, aber auch als Komponist und Interpret klassischer Werke.
Letztere finden sich auf seinem aktuellen Album„Hallgató“. Auf Hallgató, das live im Großen Saal der Budapester Liszt-Akademie aufgenommen wurde, sind Ferenc Snétberger und das Keller Quartett, Ungarns herausragender Gitarrist und renommiertes Streichquartett, sowohl gemeinsam als auch getrennt in einem vielfältigen Programm zu hören, mit Kompositionen von Snétberger, Schostakowitsch, John Dowland und Samuel Barber.
Snétbergers Gitarrenkonzert „In Memory of My People“, seinen Sinti und Roma Vorfahren gewidmet, ist ein kraftvolles und temperamentvolles Stück, das Klagelied und Würdigung zugleich ist. Schostakowitschs 8. Streichquartett, ebenfalls den Opfern eines Krieges zugedacht, wird vom ungarischen Keller-Quartett mit großer Sensibilität gespielt. Subtile Bearbeitungen von John Dowland führen Snétberger mit dem Keller Quartett in „I saw my lady weep“ zusammen und in „Flow, my tears“ mit dem Cellisten László Fenyö. Das Keller Quartett interpretiert das Molto adagio aus Samuel Barbers Streichquartett op. 11, und Snétberger bietet einen Hoffnungsschimmer mit dem zarten Solo-Gitarrenstück „Your Smile“. Die abschließende „Rhapsody Nr.1“, mit Snetberger und Streichquintett, ist ein neues Arrangement eines Werkes, das der Gitarrist ursprünglich für ein Filmprojekt über die Roma schrieb.
Zum wiederholten Mal outet sich Snétberger hier als ein Feingeist auf sechs Saiten, als Kosmopolit auf der Gitarre . Alles was er spielt, ob freie Improvisationen, stilistisch ausgeformte Facetten, bestechen durch eine unglaubliche Komplexität. Fazit: Ein vielschichtiges Album, das durch thematische Stränge bestens miteinander verbunden ist.
Ferenc Snétberger: „Hallgató“ ist auf dem Label ECM erschienen.