Berührendes Vermächtnis von Coryell und Catherine

Berührendes Vermächtnis von Coryell und Catherine

Der Texaner Larry Coryell und der Belgier Philip Catherine schöpften stets aus unterschiedlichen Quellen, erwiesen sich jedoch meist als Seelenverwandte mit tiefem gegenseitigen Verständnis. So auch auf dem Album „The Last Call“, Jazz At Berlin Philharmonic XI in Gestalt eines Larry Coryell an der akustischen und Philip Catherine an der elektrischen Gitarre, die ohne jede Spur von Altersmüdigkeit mit „Miss Julie“ ihr „Twin House“-Eröffnungsstück aufgreifen, mit einer magischen Version von Luiz Bonfás „Manhã de Carnaval“ einen Zwischenstopp in Rio machen um schließlich bei der mitreißenden blues- und groove-betonten Coryell-Nummer „Jemin-Eye’n“ zu landen. Herausragende Momente eines berührenden Mitschnitts, der zudem mit einer anspielungsreichen Version von Milt Jacksons „Bags‘ Groove“ aufwartet, in der Larry Coryell mit großer Lässigkeit sowohl „Birth Of The Cool“ von Miles Davis als auch Strawinskys „Le Sacre Du Printemps“ zitiert. Ein letztes Mal in einem Konzertsaal übrigens, denn nur vier Wochen darauf starb der Pate des Jazzrock Coryell nach zwei Konzerten im Jazzklub Iridium im Alter von 73 Jahren in einem New Yorker Hotelbett.

An Coryell war alles markant. Sein Sound, seine Art, Gitarre zu spielen, wie er sprach, seine Mimik und seine Frisur. Ein imposanter, schlohweißer Schopf, der einem sofort beeindruckend ins Auge stach und der swingend im Takt mitwippte, wenn der Maestro seine Gitarre bediente.

Mit dem Album „The Last Call“ des Duos Larry Coryell und Philip Catherine schließt sich nun ein Kreis. Nach vier Jahrzehnten kehren die beiden Gitarristen im Rahmen der Reihe „Jazz at Berlin Philharmonic“ an den Ort ihres allerersten großen Triumphs zurück: 1976 traten sie dort als Teil der Band „11th House“ im Rahmen der Berliner Jazztage auf. „The Last Call” eröffnet mit vier Nummern von Coryell und Catherine im Duo, gefolgt von neuen, inspirierten Duo-Begegnungen mit dem Pianisten Jan Lundgren und dem Bassisten Lars Danielsson. Gekrönt wird das Programm mit einem gemeinsamen Jam in der„Green Dolphin Street“ mit allen vier Musikern und special guest Paolo Fresu an der Trompete.
Was bleibt nach diesem denkwürdigen Konzert am 24. Januar 2017: die Erinnerung an zwei großartige Musiker. Und das letzte Dokument einer, wie Siggi Loch vom Plattenlabel ACT es einst nannte: „ganz besonderen Beziehung zweier sehr großer Gitarristen, voller kreativer Kompatibilität, Begeisterung und tiefem gegenseitigen Verständnis“.

Larry Coryell & Philip Catherine Jazz At Berlin Philharmonic XI: „The Last Call“ ist beim Label ACT erschienen.

Tagged under:

, ,