Elvis Costellos Ritt auf der Rasierklinge

Elvis Costellos Ritt auf der Rasierklinge

Nun ist er wieder da dieser Elvis Costello. Nur zwei Jahre nach seinem Album „Look Now“, für das er einen Grammy in der Kategorie Best Traditional Pop Vocal Album gewann, kommt jetzt ein weiterer Longplayer des britischen Musikers auf den Markt.
Und „Hey Clockface“ – so der Titel – ist bereits das 31. Studioalbum des Meisters.
Aufgenommen hat er die insgesamt 14 neuen Songs in Helsinki, New York und Paris. Unterstützt wurde der inzwischen 66-jährige Costello im Studio von seinem langjährigen Bandkollegen Steve Nieve sowie Bill Frisell, Nels Cline, Mickaél Gasche, Pierre-François „Titi“ Dufour und anderen.

„Hey Clockface“ punktet sowohl mit musikalischer Vielfalt als auch mit starken Texten. Ein typisches Costello-Gesamtkunstwerk! Es bietet alles, was man an einem guten Costello-Album schätzt: E-Gitarren-starke Nummern wie zu Pub-Rock-Anfangstagen („No Flag“), schmachtende, mit zarten Tupfern von Jazz und Kammermusik ausgestattete Balladen wie „I Do (Zula’s Song)“ und „The Whirlwind“ sowie scharfzüngigen Politnotizen wie auf „We Are All Cowards Now“. Besser geht’s kaum.

„Hey Clockface“ ist bunter, experimenteller, mit Ausflügen in Richtung Jazz, Funk oder Spoken-Word. Dazwischen immer wieder famose Balladen.„Hey Clockface“ ist ein wilder Ritt auf der Rasierklinge, auf den man sich einlassen muss. Mitnichten gibt es dabei Anflüge von Pop-Fast-Food, eher wird dem geneigten Hörer ein gehaltvolles musikalisches Menü aufgetischt. Es sind nicht zuletzt die Texte, die das bunte musikalische Treiben auf „Hey Clockface“ mitbestimmt haben. Egoismus, Selbstgerechtigkeit, Fremdenfeindlichkeit, soziale Medien und anderes mehr sind die Themen, die hier musikalisch durchleuchtet werden.

Costello selbst meinte zum Album: „Ich wollte, dass die Platte lebendig klingt, unabhängig davon, ob die Lieder nun laut und wild oder intim und schön gespielt würden.“ Elvis Costello spielt gerne mit Musikstilen. Bester Beweis ist dieses neue Album. Kaum ein Genre ist ihm fremd. Ob Country, HipHop, Soul oder Jazz – aus allem macht er – wie seit Jahren schon – überragende Songs. Mit seinen nunmehr 66 Jahren kann er also frei daran gehen und sich wieder mal neu erfinden. So, wie er es schon so oft getan hat.

Elvis Costello: „Hey Clockface“ ist auf Concord Records/Universal Music erschienen.

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