Mit blindem Verständnis gespielte Titel für Klavier und Violine
Mit blindem Verständnis gespielte Titel für Klavier und Violine
Er gilt als Ausnahmeerscheinung in der Kunstszene Norwegens. Die Rede ist von Ketil Bjørnstad, Als Konzertpianist ausgebildet, wechselte er früh zum Jazz und hat seit 1973 über 30 Alben veröffentlicht, darunter fünf mit Solo-Klavier und weitere in Kooperation mit Jazz- und Rockmusikern, außerdem Filmmusik komponiert, zum Beispiel für Jean-Luc Godard.
Neben seiner Musikkarriere ist Bjørnstad aber auch als Schriftsteller äußerst erfolgreich – mit Lyrik, Essays und mittlerweile mehr als 30 Büchern, davon viele Romane. Musik und Sprache gehören bei ihm untrennbar zusammen, so veröffentlichte er mit dem Doppelalbum „Vinding´s Music“ eine Art Soundtrack zu seiner Romantrilogie über einen jungen norwegischen Pianisten. Ketil Bjørnstad ist ein Suchender. Als Pianist und Schriftsteller hat er mit seiner bewundernswerten Doppelbegabung fernab der Realität in der Kunst eine bessere Welt gefunden. Wer seine Musik kennt, weiß, was für ein schwermütiger Mensch er ist.
Kürzlich hat er zusammen mit der jungen Geigerin Guro Kleven Hagen ein ganz besonderes Album eingespielt. Zum ersten Mal in seinem langen Leben als Autor und Musiker ist „The Personal Gallery“ eine CD mit ausschliesslich Kompositionen für Klavier und Violine. Ketil Bjornstad & Guro Kleven Hagen spielen diese von ihm geschaffenen ‚Miniaturen‘ mit beinahe blindem gegenseitigen Verständnis. In den 18 Titeln finden sich Anklänge an seine favorisierten Vorgänger in der klassischen Musik. Für Modernismen oder Experimentelles ist hier kein Platz. Aber für zwei intuitive Musiker, die mit der Art ihres Zusammenspiels die zu den Titeln passenden Geschichten erzählen und ausleuchten. Das Ganze ist einfach wundervoll romantisch.
„Wir wussten nicht viel mehr voneinander, als dass wir beide Schubert lieben. Aber das war schon mehr als genug, um diese Zusammenarbeit zu starten“, erzählte Ketil Bjornstad kürzlich. Guro spielte mit vielen europäischen Orchestern zusammen, mit Dirigenten wie Vasily Petrenko, Jukka-Pekka Saraste, Christian Vasques, Johannes Gustavsson, Christian Arming, Cornelius Meister und Eivind Aadland. Als Kammermusikerin arbeitetet sie mit Leuten wie Janine Jansen, Leif Ove Andsnes, Marianna Shirinyan, Eivind Holtsmark Ringstad und Håvard Gimse zusammen.
„Die Musik auf diesem Album wurde mit ein paar Ausnahmen kurz vor den Aufnahmen und immer mit dem Blick auf Guros Fähigkeiten, die Kompositionen einen Schritt weiter zu bringen und mit ihrer ganz eigenen melodischen Ausdrucksweise zu vertiefen, geschrieben, erläutert Bjørnstad. Das Ergebnis ist eine musikalische Bildergalerie durch verschiedene Zeiten. „Wir haben einen Altersabstand von 42 Jahren zwischen uns. Ich könnte ihr Großvater sein. Aber ich bin immer noch der Student“, sagt Ketil.
Ketil Bjørnstad & Guro Kleven Hagen: „The Personal Gallery“ ist auf dem Label Grappa erschienen.