Bukahara: Raffinierte Popmusik im besten Sinne

Bukahara: Raffinierte Popmusik im besten Sinne

Das neue Bukahara-Album heißt „Canaries In A Coalmine“ (Kanarienvögel im Kohleschacht). Und auch diesmal ist Vielfalt, Toleranz, und die Offenheit, Unterschiede nicht nur auszuhalten, sondern regelrecht zu feiern, angesagt. Die 11 neuen Songs unterstreichen jeder auf seine Weise die enorme Kreativität, die von der nimmermüden Band Bukahara ausgeht. Engagiert und authentisch ist das alles. Und die vier Musiker aus drei Kontinenten mischen munter in gesellschaftlichen Debatten mit. Da geht es um konkrete Ängste, Populismus, aber auch Hoffnung. Die Musik lässt sich irgendwo zwischen Gipsy, Reggae und Balkan Sound verorten.

Musikalisch lassen sie sich auch auf Neuland ein und erweitern ihren mitreißenden Sound um Studio-Finesse und erstmals deutsche Texte. Soufian Zoghlami, Sänger und Gitarrist mit tunesischen Wurzeln, Violinist Daniel Avi Schneider mit jüdisch-schweizerischen Hintergrund, Bassist und Percussionist Ahmed Eid, der in Palästina und dem Libanon groß wurde, und Max von Einem aus dem Münsterland, der die Blasinstrumente übernimmt – die vier Musiker von Bukahara haben sich an der Musikhochschule in Köln kennengelernt, sie sind versiert in Jazz und Klassik. Aber ihr Sound entstand auf der Straße, in Fußgängerzonen und auf Reisen durch Europa.

Ihr Wegbegleiter auf dem aktuellen Album ist Tilman Hopf, erfahrener Produzent, der schon mit Dendemann, José Gonzalés und Astrid North gearbeitet hat. Man hört sofort den veränderten Sound auf „Canaries in a Coalmine“. Die Songs sind viel stärker arrangiert. Der Aufbau von Strophen und Refrain, die Breaks folgen einem strikten Plan. Die Instrumente von Bläser bis zur Geige sind bewusster eingesetzt, in der Begleitung wie auch in ihren Soli. Neben dem Wechsel in Sound und Produktionsbedingung warten Bukahara auch textlich mit neuen Botschaften auf. Halle, Hanau und Fremdenhass sind an den Musikern nicht spurlos vorübergegangen. Soufian Zoghlami stellt sich als Haupttexter der Band den eigenen Ängsten und entwirft Gegenstrategien. „Afraid No More“ bekennt sich zu Angstzuständen und fragt gleichzeitig, wer von diesen Ängsten profitiert. Vor allem die Rechtspopulisten und Demagogen, die unsere Ängste noch schüren. Auch „Vulture and the Little Boy“ und „Under the Sea“ führen uns an aktuelle Orte des Grauens und der Angst. Aber dann verbindet Zoghlami auch die Angst mit einem trotzigen Aufruf zur Gegenwehr.

Zu sagen bleibt: Den ehemaligen Straßenmusikern ist mit „Canaries In A Gold Mine“ ein durchdachtes und abwechslungsreiches viertes Soloalbum gelungen. Mal verspielt und mal ernst, mal langsam und mal schnell, mal auf Deutsch und mal auf Arabisch, mal folkig und mal orientalisch. Vielfalt halt! Raffinierte Popmusik im besten Sinne. Bukaharas Musik ist virtuos, aber nie unnötig komplex, meistens tanzbar, voller ungewöhnlicher Ideen und vor allem eingängig.

Bukahara: „Canaries In A Coalmine“ ist auf dem Label BML erschienen (Vertrieb Broken Silence)

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