Malia verleiht dem Blues viele facettenreiche Gesichter

Malia verleiht dem Blues viele facettenreiche Gesichter

Als die in der ostafrikanischen Republik Malawi geborene Malia zum ersten Mal im Radio die Stimme von Billie Holiday hörte, war es um sie geschehen: „Das hat mich umgehauen. Es war, als ob der Himmel mir diese Musik geschickt hätte – ich hatte so etwas ja vorher noch nie gehört. Diese Musik eröffnete mir eine neue Welt.“ Prompt brachte Malia sich selbst zwanzig Jazz-Standards bei, engagierte einen Pianisten und trat in ihrer Wahlheimat London in Kneipen auf. Das war vor gut zehn Jahren. Heute ist die 30-Jährige, die nunmehr in Hamburg lebt, mit ihrem leicht angerauhten Timbre selbst eine der ausdrucksstärksten und vielseitigsten Sängerinnen am souligen Jazz-Himmel.

Kürzlich ist Malias neues Album erschienen. Überwiegend in Eigenregie geschrieben, wurde „The Garden Of Eve“ von ihr selbst sowie Nils Kötting und Lars Cölln produziert, die dem gut durchstrukturierten Album eine große Authentizität geben. Dabei ist der Blues die Seele des Ganzen und zwar in seiner ganzen facettenreichen Vielfalt. „Blues lag mir schon immer sehr am Herzen. Es ist eine kathartische Erfahrung, kostbar und tiefgreifend. Und im Laufe der Zeit finde ich immer mehr zu dieser Wahrheit, die in meiner Seele tief verwurzelt ist, und ich fühle mich endlich reif genug, um diese wunderbare Musiktradition zu verstehen, denn Blues ist das Leben“, sagt Malia, die ihn auf ihrem aktuellen Album gebührend würdigt.

Musikalisch werden die Stücke in Richtung Gospel, Ragtime, Jazz, Southern Swing oder Soul erweitert – aber auch Folk und Country („Last Show“) finden ihren Platz und mit der Liberty-Hymne „Restoration“ gelingt Malia sogar so etwas wie eine fabelhafte Pop-Nummer. Den Robert Johnson-Song „Love In Vain“ macht Malia schließlich zu einer Billie Holiday– und/oder Nina Simone-Hommage.

Den größten Jazzbezug besitzt der Titel „Me & My Girlfriend“. Mit von der Partie ist hier der Trompeter Joo Kraus mit dem sie auch live oft auftritt. Im Slow-Motion-Tempo kommt der Eröffnungstitel „Hope“ daher mit seiner optimistisch aufgeladenen Stimmung. B.B. Kings „The Thrill Is Gone“ klingt bei ihr ganz anders, viel cooler und laziver. Die 12 Songs erscheinen übrigens einmal mehr auf dem legendären, vor einigen Jahren wiederbelebten MPS-Label (Musik Produktion Schwarzwald) und sind selbstverständlich auch auf Vinyl erhältlich.

Es ist lange her, dass eine Künstlerin den Blues so stilvoll gewürdigt hat und ihn von seinem manchmal verstaubten Image befreit. Es ist in dem Zusammenhang nicht zu hoch gegriffen von einem Meisterwerk zu sprechen. Denn auf „The Garden of Eve“ stimmt alles: Malias hochsensible Stimme, ihre Emotionen, mal rührig, mal erdig, ihr stimmiges, organisches Konzept, ihre anspruchsvolle, intelligente und selbstbewusste Art, all dies ist es, was diese Produktion herausragen lässt.

Malia „The Garden Of Eve“ ist auf dem Label MPS/Edel erschienen.

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