Wayne Shorter – ein wahrer Gigant des Jazz

Wayne Shorter – ein wahrer Gigant des Jazz

Wer, wenn nicht er, muss ein Gigant des Jazz genannt werden: Wayne Shorter. Gleich mehrfach in seinem Leben stand er im Zentrum des jazzmusikalischen Geschehens. Er war 26 als er zu Art Blakey’s Jazz Messengers stieß und in dieser „Kaderschmiede des Hard Bop“ zum musikalischen Leiter der Band aufstieg. Nur wenig später, 1964, stieg er bei Miles Davis ein und komplettierte die Truppe mit Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams so kongenial, dass man dieses zweite Miles Davis Quintett in der Jazz-Geschichte heute als „klassisch“ bezeichnet. 1970 gelang Wayne Shorter gemeinsam mit dem Keyboarder Joe Zawinul ein weiterer Coup: die Gründung der Formation von „Weather Report“, einer der erfolgreichsten Fusion-Bands der 70er- und 80er-Jahre. Wayne Shorter ist wohl neben John Coltrane und Sonny Rollins der bedeutendste Tenorsaxofonist des neueren Jazz und einer der ganz wenigen, die außer Steve Lacy dem Sopransaxofon eine eigene Stimme verliehen haben. Ihn nur als Instrumentalisten zu würdigen greift allerdings viel zu kurz, immer war er auch Komponist, der die Gruppen, in denen er mitwirkte nachhaltig konzeptionell prägte.

Shorter ist ohne Übertreibung eine der kreativsten und eigenständigsten Stimmen des Modern Jazz. Seine Musik und seine Improvisationen sind nicht immer leicht zugänglich, bestechen aber durch ihre Vielschichtigkeit und ihren Reichtum an Überraschungen. Während seiner über 60 Jahre andauernden Karriere hat der 11-malige Grammy-Gewinner (inklusive des Lifetime Achievement Award) unzählige klassische Alben veröffentlicht und einen großen Kanon an lyrischer und introspektiver Musik angehäuft, die ihn zu einem der größten Komponisten im Jazz gemacht hat.
Im Jahr 2015 spielte der damals rüstige 81-jährige zusammen mit dem Jazz at Lincoln Center Orchestra (JLCO) und Wynton Marsalis Konzerte an drei bemerkenswerten Abenden. Das Ergebnis ist das Album „The Music of Wayne Shorter“, das kürzlich erschienen ist. Die JLCO Mitglieder arrangierten wunderschöne, komplexe Versionen von einigen seiner wichtigsten Werke, inklusive „Armageddon“ (aus dem 1964er Album „Night Dreamer“), „Endangered Species“ (aus dem 1985er Album „Atlantis“), sowie einer einfühlsamen, und besonderen Version von „Teru“ (aus dem 1966er Album „Adam’s Apple“).

Der perfekte Opener des Albums ist das cineastisch angehauchte „Yes Or No”, gefolgt von der wunderschönen Ballade mit dem Titel „Diana“. Der Kontrast zwischen diesen beiden Songs ist immens und zeigt die tiefe Musikalität, die auf der Bühne in New York geherrscht hat. Dazu kommen exemplarische Shorter-Stücke wie „Contemplation”, „Endangered Species“ sowie der Up-Tempo Song „Mama ‘G’”. Inzwischen 86 ist Shorter einer der letzten Musiker des „golden age of jazz“. Seine Vitalität ist ungebrochen. Möge er uns noch viele Jahre mit seiner Musik erfreuen.

Jazz At Lincoln Center Orchestra: The Music of Wayne Shorter (2 CD) ist auf dem Label Blue Engine erschienen im Vertrieb von Galileo.

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