Trobairitz – Die Rolle der Spielfrauen im Mittelalter

Trobairitz – Die Rolle der Spielfrauen im Mittelalter

Es geht um Spielfrauen im Mittelalter in Mara Arandas aktuellem Werk „Troubairitz“. Die Trobairitz waren das weibliche Gegenstück zu den Trobadors im 11. bis 13. Jahrhundert im südlichen Frankreich, im Sprachgebiet des Okzitanischen. Das Wort Trobairitz stammt, genau wie trobador und trobaire, von dem okzitanischen Wort trobar „finden, ein Lied erfinden“. Wenn man so will waren die Troubairitz so etwas wie die „Popstars des Mittelalters“. Allerdings war ihre Zahl relativ gering: Die Rede ist von unter 30 bis 50 Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen, die es auf eine Zahl von rund 460 brachten.

Die valencianische Sängerin Mara Aranda gehört zu den international erfolgreichsten Vertreterinnen von World Music „made in Spain“. Sie hat sich dem Phänomen „Troubairitz“ jetzt auf ihrem jüngsten Album angenommen. Sie begann ihre Karriere vor 25 Jahren mit Gruppen wie Cendraries und L´Ham de Foc, die auf der ganzen Welt aufgetreten sind. Seitdem lässt sie sich von der Musik ganz unterschiedlicher Epochen und Länder rund um das Mittelmeer inspirieren. Ihre Einflüsse reichen von der provenzalischen mittelalterlichen Tradition und Melodien der Sepharden (den im 15. Jahrhundert aus Spanien vertriebenen Juden und ihren Nachkommen in der Diaspora) bis zu Rhythmen und Instrumenten der türkischen, griechischen  oder bulgarischen Folklore. In all den Jahren hat diese herausragende Künstlerin 20 Alben aufgenommen.

Ihr aktuelles Album „Troubairitz“ dokumentiert die mittelalterliche  Gesellschaft mit ihren gebildeten Frauen, den „Trobairitz“, die eine aktive Rolle im kulturellen und literarischen Leben im südlichen Frankreich spielten, wo das Okzitanische die Sprache der Poeten war, und deren Wirken bis Italien und Deutschland im Norden und Katalonien, Valencia und den Balearen im Süden reichte.

Rund 20 dieser Dichtersängerinnen sind heute namentlich bekannt, darunter Azalaïs de Porcairagues, Beatriz de Dia, Almucs de Castelnou und Iseut de Capio. Die meist adeligen Trobairitz stammten wie die Troubadours aus Okzitanien, also aus dem Süden Frankreichs. Die Zahl ihrer überlieferten Werke lässt sich nur schwer festlegen und bewegt sich zwischen 25 und 50, Probleme der Zuschreibung machen genauere Angaben unmöglich. Nur eine Dichtung ist mit Melodie überliefert: „A chantar“ von Beatriz de Dia, auch bekannt als „die Comtessa de Dia“. Neben dieser Melodie sind acht weitere auf dem Album zu hören.

Beatriz de Dia wurde eine durch unglückliche Liebe gebrochene Frau, die sich ins Kloster zurückzog. Die Themen, die die Trobairitz ansprechen, sind vielfältig. Sie ergehen sich in Zweideutigkeiten – oder sind so eindeutig, dass sie als Gebrauchsanweisung für ein Erotiklehrbuch taugen würden. Männer kommen in den Manuskripten nicht unbedingt gut weg: Die Damen verlachen die Ritter, weil sie keine Turniere mehr fechten können, protestieren energisch gegen Minnedienste, die nur aus eigennützigem Karrieredenken erbracht werden und beklagen sich, weil die männlichen Troubadours falsch über Frauen reden würden. Das kommt einem alles bis heute recht bekannt vor.

Mara Arandas neueste Arbeit „Troubairitz“ zeigt auf eindrucksvolle Weise das enorme kreative Potential dieser Künstlerin. Mit ihrer facettenreichen Stimme zaubert Mara Aranda Klangwelten herbei, die lange nachschwingen. Aranda versteht sich selbst als Forscherin in der Welt der Klänge und hat auf weiten Reisen alte Musiktraditionen, die bisher nur mündlich weitergegeben wurden, aufgespürt und einem großen Publikum zugänglich gemacht. Das ist ihr großes Verdienst!

Mara Aranda: „Trobairitz“ ist auf dem Label Karonte erschienen im Vertrieb von Galileo.

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