Drummer Wolfgang Haffner auf den Spuren des Tango

Drummer Wolfgang Haffner auf den Spuren des Tango

„Kind of Tango ist kein Tango-Album“, betont Schlagzeuger und Komponist Wolfgang Haffner. „Es geht mir nicht um das ‚Eins zu Eins‘, nicht um das Nachspielen, sondern um eine Übersetzung des Tango-Lebensgefühls in meine musikalische Welt.“ Nach den Cool-Jazz-Abenteuern auf „Kind of Cool“ und der musikalischen Spurensuche in Haffners temporärer Wahlheimat Spanien auf „Kind of Spain“ geht es nun beim aktuellen Album „Kind of Tango“ auf eine Exkursion nach Buenos Aires.

Für das Album hat sich Haffner neben den bewährten Mitstreitern Christopher Dell und Lars Danielsson zwei Gäste an Bord geholt, die ebenfalls mit den gängigen Tango-Klischees brechen: Der Gitarrist Ulf Wakenius wurde vor allem in der Band von Oscar Peterson geschult und lässt in seinem Spiel immer wieder seine schwedische Heimat anklingen. Vincent Peirani ist einer der führenden Modernisierer des Akkordeons und überführt das doch im Tango tragende Instrument in einen neuen Kontext. Erstmals ist auch der junge Simon Oslender am Klavier dabei.

Neben den Eigenkompositionen Haffners und seiner Bandmitglieder stehen Stücke des berühmten argentinischen Bandoneon-Spielers und Komponisten Astor Piazzolla im Zentrum der CD. Ein Erneuerer des Tango, der diesen ab Mitte der 1950er Jahre in die Welt des Jazz transportiert hat. Für Haffner ist der Tango heute mehr denn je keine feststehende Stilistik mehr, sondern vor allem auch eine Spielhaltung und ein Lebensgefühl. Man könnte auch sagen: so wie der Blues und Jazz in Amerika „Kind of Cool“ inspirierten und so wie der Flamenco, für viele der „Blues Europas“ das Album „Kind of Spain“ bereicherten, ist es nun, mit dem Tango, der Blues Lateinamerikas der sich durch „Kind of Tango“ zieht.

Wie sehr sich Wolfgang Haffner dieses ganz spezielle Lebensgefühl zu eigen gemacht hat, kann man an den sechs vielseitigen Eigenkompositionen erkennen, die zusammen mit den von den anderen Bandmitgliedern beigesteuerten Stücken perfekt zu den drei Kompositionen des Tango Nuevo-Großmeisters Astor Piazzolla passen, mit dem sich der Schlagzeuger 2004 in Buenos Aires sogar einmal die Bühne geteilt hat.

Die zwölf Stücke ergeben ein breites Spektrum an Stimmungen und Emotionen – von zauberhaft leichten Balladen, über sehnsuchtsvoll Melancholisches bis hin zu treibenden, dramatisch aufgeladenen Grooves, die sich stets in gefangennehmenden Melodien und Harmonien entladen. Alle Beteiligten brillieren mit virtuosen Soli, ohne die Dominanz des perfekten Gruppensounds und der wundervollen Interaktionen jemals in Frage zu stellen.

Wolfgang Haffner: „Kind of Tango“ ist auf dem Label ACT erschienen.

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