Ibrahim Ferrers Meisterwerk Buenos Hermanos neu abgemischt

Ibrahim Ferrers Meisterwerk Buenos Hermanos neu abgemischt

Man kennt ihn als einen der Stars des „Buena Vista Social Club“: den kubanischen Sänger Ibrahim Ferrer. Keiner sang den Bolero, diese leidenschaftlichen Balladen, wie der verschmitzt lächelnde Mann mit dem grauen Bärtchen und der Schiebermütze.

Ibrahim Ferrers Bariton-Stimme, die sich bis ins Falsett hinaufschrauben konnte, besaß ein warmes Timbre, leicht angerauht, voller Sympathie und Wehmut. Mit dem Pianisten Ruben Gonzalez, den Gitarristen Compay Segundo und Eliades Ochoa sowie der Sängerin Omara Portuondo gehörte Ibrahim Ferrer zum harten Kern des Buena Vista Social Club, die dem kubanischen „Son“ wieder Gehör verschafft haben. Buenos Hermanos – 2003 veröffentlicht – war das zweite, von Ry Cooder produzierte Soloalbum wunderbar auf die Qualitäten des Sängers zugeschnitten. Neben vier Boleros und drei Guarachas sind darauf drei Sons, eine Guajira, ein Guaguancó und ein Bolero-Cha zu hören. Begleitet wird Ferrer nicht nur von den Mitstreitern aus dem Buena Vista Social Club, sondern auch von einigen prominenten Gästen. Neben Ry Cooder und dessen Sohn sind das u.a. der Tex-Mex-Akkordeonspieler Flaco Jiménez, der im Jazz und Rock bewanderte Drummer Jim Keltner, der kubanische Meisterperkussionist Miguel „Angá“ Díaz oder The Blind Boys of Alabama.

Zur Besonderheit aber zählt auch, dass sich auf Buenos Hermanos erstmals zwei Eigenkompositionen Ferrers aus den 40er-Jahren finden, die nie zuvor aufgeführt wurden. Völlig zu Unrecht, wie sich nun zeigt. In der Guaracha „Hay Que Entrarle A Palos A Ése“ etwa will Ferrer jeden Macho verprügeln, der sich Frauen gegenüber ungebührlich verhält. Chucho Valdés, Grammy-Preisträger und Gründer der Jazzformation Irakere, sitzt am Piano, eine achtköpfige Bläsergruppe schmettert einen gefühlvollen Chor, und Manuel Galbán, Ex-Mitglied der Doo-Wop-inspirierten Los Zafiros, steuert ein Solo auf der Hammondorgel bei. Ebenso einzigartig ist das komplexe Titelstück, eine nur behutsam neu arrangierte Version jenes Klassikers, den die Gebrüder Matamoros vor über 60 Jahren gemeinsam mit Beny Moré aufgenommen hatten. Die jetzt erschienene, ganz besondere Ausgabe des Albums „Buenos Hermanos“ erfährt eine besondere Wertschätzung. Schließlich hat Produzent Ry Cooder nun auf die Originalbänder zurückgegriffen, um das gesamte Album neu abzumischen und aus den ursprünglichen Album-Sessions vier bisher unveröffentlichte Stücke hinzugefügt, wodurch ein völlig neuartiges „Buenos Hermanos“ entsteht. Diese überarbeitete Version des Albums bietet ein neues Cover-Artwork sowie ein neues Vorwort von Ry Cooder. Fazit: ein großartiges Album setzt in seiner Neufassung der kubanischen Ikone Ibrahim Ferrer ein weiteres Denkmal. Am 6. August 2005 starb Ibrahim Ferrer im Alter von 78 Jahren in der kubanischen Hauptstadt Havanna.

Ibrahim Ferrer: „Buenos Hermanos“ ist auf dem Label World Circuit/BMG im Vertrieb von nuzzcom erschienen.

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