Radio Tarifa und ihr Meisterwerk Rumba Argelina

Radio Tarifa und ihr Meisterwerk Rumba Argelina

Die folgende CD bzw. Doppel-LP ist in mehrerer Hinsicht ein besonderes Werk, ein Glücksfall und musikalisch gesehen ein Album von historischem Ausmaß. Das klingt vielleicht alles etwas hochtrabend und übertrieben. Aber, „Rumba Argelina!“ von der spanischen Band Radio Tarifa ist ein Schmuckstück. Keine Frage, das ist Weltmusik im besten Sinne, fundiert und aus vielen Quellen schöpfend. Erstmals erschienen ist das Album „Rumba Argelina“ 1993 in Spanien auf dem Label Música Sin-Fin. Bis heute wirken diese Klänge frisch und lebendig. Dies mag vielleicht auch daran liegen, dass das kürzlich vorgenommene ReMastering eine erstaunliche Qualität der Aufnahmen offenbart.

Mit den 14 Songs erleben wir eine Mischung aus Flamenco, orientalischen Rhythmen und mittelalterlicher Musik, die sogar auf gregorianischem Gesang fundiert. Schade nur, dass man über die verwendeten Instrumente nichts erfährt. Für mich wirkt das alles sehr authentisch, was da Faín Sánchez Dueñas, Benjamín Escoriza und Vincent Molino zum Besten gaben. Unterstützt von Gastmusikern und einem Flamenco-Tänzer entstanden packende Melodien und Tänze – vital und intensiv.

Radio Tarifa stammen aus Madrid, sie verwendeten für diese Einspielung weitgehend nur akustische Instrumente. Mit ihrer „panmediterranen Weltmusik“ erweiterten sie das ohnehin schon breite Spektrum des Londoner Plattenlabel World Circuit, bekannt durch seine Veröffentlichungen des Buena Vista Social Club und dem malinesischen Gitarristen Ali Farka Touré.

Ein Höhepunkt auf „Rumba Argelina“ ist gewiss der Titel „Nu alrest“, dem zweifelsohne ältesten Musikstück des Albums. Das epische Lied von Walther von der Vogelweide, das uns in der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift erhalten geblieben ist und besser unter dem Titel Palästinalied bekannt ist, wurde hier in einem getragenen Arrangement umgesetzt, das gleichermaßen die Musik des europäischen Mittelalters und des Nahen Ostens vereint. Der im Mittelhochdeutsch geschriebene Text wird von Javier Ruibál gesungen. Radio Tarifa hatte während ihres 14jährigen Bestehens insgesamt nur drei Studioalben produziert – alle drei großartige Werke, die alle gleichermaßen jede CD-Sammlung bereichern. Mit dem Tod des Flamenco-Trobadours Benjamín Escoriza im Jahr 2012 war diese großartige Band endgültig Vergangenheit.

Fazit: Magrebinische Rhythmen, Ney-Töne aus Ägypten, Flamenco-Melodien, sepharidische Klänge – Radio Tarifa bedienen sich aus all jenen Quellen, die in der musikalischen Geschichte Spaniens im Verlaufe der Jahrhunderte eine wichtige Rolle gespielt haben. Die Scheibe ist ein must have!

Radio Tarifa: „Rumba Argelina!“ ist auf dem Label World Circuit erschienen im Vertrieb von nuzzcom.

 

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