Louis Sclavis Quartett mit urbanen Soundtracks

Louis Sclavis Quartett mit urbanen Soundtracks

Mit den herkömmlichen Kategorien lässt sich die Musik von Louis Sclavis schon lange nicht mehr fassen. Meist verschmilzt er Melodien, die so schön und abgerundet sind, dass sie von Volksliedern stammen könnten, mit Jazz, freien Improvisationen und einer an Ernste Musik erinnernden Strenge. Sein aktuelles Quartett und Projekt „Characters on a Wall“ ist die Fortsetzung der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Künstler Ernest Pignon-Ernest. Dessen Bilder finden sich in zahlreichen europäischen Städten unautorisiert an frei zugänglichen Orten, etwa großformatige Bilder an Mauern. Kongenial entwickelt Louis Sclavis mit seinem Quartett Klanggemälde, inspiriert von den Bildern von Pignon-Ernest. Es sind urbane Soundtracks, voller lebendiger Musik, voller Brüche und Emotionen.

Auf „Characters On A Wall“ betreibt Sclavis nahezu zeitlose Improvisationskunst. „Skizze eins“ heißt ein Stück, „Pasolinis-Stunde“ ein anderes. Spontan wirkende Melodielinien, flüchtig gesetzte Akkorde. Die französische Tradition von Kunstmusik à la Debussy und Satie ist ebenso zu hören wie das Verständnis von Musik als subversives Mittel. Es ist bereits Sclavis‘ zweites Album, das er dem Straßenkünstler Ernest Pignon-Ernest widmet. 2002 spielte er die Platte „Napolis Walls“ ein, ebenfalls inspiriert von den Arbeiten des Künstlers. Mit Sclavis‘ Quartett um Benjamin Moussay am Klavier, Sarah Murcia am Kontrabass und Christophe Lavergne am Schlagzeug ist nun dieses neue, wunderbare Album bei ECM erschienen, übrigens seine 13. ECM-Aufnahme.

Acht Werke des Situationisten und Fluxus-Künstlers hat Sclavis diesmal ausgewählt, unter anderem eine Pasolini-Figur in Rom, einen Genet in Brest, Rimbaud in Charleville-Mézières und den palästinensischen Dichter Mahmoud Darwich in Ramallah. Für Louis Sclavis ist die Kunst von Pignon-Ernest wie das Libretto einer Oper: Voller Emotion, Drama und musikalischer Dynamik.

Louis Sclavis zählt zu den wichtigsten europäischen Instrumentalisten – insbesondere auf der Bassklarinette ist der französische Komponist und Musiker eine Institution. Er ist seit den 1980er Jahren einer der aktiven Kristallisationspunkte der französischen Jazzszene, gemeinsam mit namhaften Künstlern wie Bruno Chevillon, Marc Ducret, Michel Portal, Yves Robert, Michel Godard, Dominique Pifarély oder Jean-Louis Matinier. „Characters on a Wall“ wurde in den Studios La Buissonne in Südfrankreich aufgenommen und von Manfred Eicher produziert und ist auf Vinyl und CD erhältlich sein.

Louis Sclavis: „Characters On A Wall“ ist auf dem ECM-Label erschienen.

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