Musikalischer Dialog zwischen zwei Freunden

Musikalischer Dialog zwischen zwei Freunden

Zwei der wichtigsten Jazzer aus Israel treten endlich gemeinsam im Duo auf. Der Trompeter Avishai Cohen ist bekannt für seine kunstfertigen Improvisationen, die an Jazzlegenden wie Don Cherry, John Coltrane oder Ornette Coleman erinnern. Der Pianist Yonathan Avishai machte sich mit seinem lyrischen, minimalistischen Spiel einen Namen. Jetzt treten sie erstmalig im Duo auf ihrem neuen Album „Playing The Room“ in Erscheinung: Mit Eigenkompositionen und Improvisationen über Melodien von Duke Ellington, Abdullah Ibrahim, Milt Jackson und Stevie Wonder.

„Playing The Room“ zeugt von der langen musikalischen Freundschaft zwischen Avishai Cohen und Yonathan Avishai. Als Teenager in Tel Aviv begannen sie den Jazz zu erforschen und spielten über viele Jahre hinweg zusammen, wobei Yonathan wichtige Beiträge zu Avishais Alben „Into The Silence“ und „Cross My Palm With Silver“ auf dem Label ECM leistete. Das jetzt vorliegende erste Duo-Album der beiden Freunde ist eigentlich eine „Trio-Session“. Denn der besondere Klang des Aufnahmestudios spielt eine entscheidende Rolle. Die Geschichte dazu: Als Yonathan Avishai im Februar 2018 sein letztes Trio-Album „Joys And Solitudes“ in Lugano aufnahm, kam Produzent und ECM-Legende Manfred Eicher die Idee: „In diesem Raum sollte Avishai Cohen spielen.“ Schon kurze Zeit später trafen sich Cohen (Trompete) und Avishai (Piano) zu ersten Sessions im Auditorio Stelio Molo RSI, dem Studio des Radio Svizzera Italiana, bekannt für seine besonderen akustischen Eigenschaften. Hier gemachte Aufnahmen bestechen durch einen Sound und eine Intensität, die ihresgleichen sucht. Manche sagen sogar, es sie das beste Studio in Europa.

Auf „Playing The Room“ spielen sie je eine Eigenkomposition und dazu Stücke von Größen wie John Coltrane („Crescent“), Duke Ellington („Azalea“), Ornette Coleman („Dee Dee“) und Stevie Wonder („Sir Duke“). Gerade das Wonder-Stück ist ein Paradebeispiel für das blinde Verständnis der beiden. Avishais unaufgeregtes, stets elegantes Pianospiel und Cohen sensible und fantasievollen Soli finden hier perfekt zueinander. Bemerkenswert: Nahezu alle Aufnahmen sind First Takes. Deshalb klingen die Stücke auch so frisch und unverbraucht. „Playing The Room“ ist ein Dialog zwischen Freunden, die in der Musik Ideen austauschen, individuelle Statements abgeben und über die Jazzgeschichte sowie persönliche Assoziationen reflektieren. Und die mit den Klangmöglichkeiten des Raumes arbeiten: Avishai lässt seine Trompete vor allem im mittleren und unteren Register singen und macht deutlich, weshalb der Boston Globe ihn einmal einen „Trompeter von seltener Poesie und rarem Lyrismus“ nannte.

Währenddessen spielt Yonathan Avishai auf seine ganz persönliche Art, die gleichzeitig robust und zurückhaltend, modern und im Blues verankert ist, auf einige der Meister an, deren Werke ihn nachhaltig geprägt haben. „Seine Soli“, so hieß es kürzlich im Downbeat, sind „weitläufig, unaufgeregt, schön, und klingen, als ob er es nicht eilig hätte, sich zu beweisen“. Hier haben sich zwei Ausnahmemusiker gefunden, die ihre Sympathie füreinander nicht nur musikalisch bestens zum Ausdruck bringen.

Avishai Cohen und Yonathan Avishai: „Playing The Room“ ist auf dem ECM-Label erschienen.

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