Spannungsfeld aus Improvisation und Ambient Music
Spannungsfeld aus Improvisation und Ambient Music
Hypnotische Drone-Welten und sanfte Noise-Sphären. Wer so etwas mag, wird mit dem Album „Lost River“ von Gitarrist und Elektronik-Bastler Eivind Aarset und seinen Mitmusikern Michele Rabbia (Drums) und Gianluca Petrella (Posaune) seine helle Freude haben. Spontan improvisiert und mit geheimnisvollen Details, die in den Klanglandschaften blühen, offenbaren die beiden Italiener und der Norweger auf „Lost River“ immer wieder neue und spannende Formen.
Hier das fließende Spiel von Aarset, dort Petrellas Rolle als Hauptinstrumentalstimme, dazu Rabbias freies und kreatives Trommeln. Dem Trio gelingt ein experimentelles, leises und meditatives Album, das zu großen Teilen auf Improvisation beruht. Den zehn Tracks liegen elektronische Soundscapes zugrunde, erst nach mehr als zehn Minuten Spielzeit ist Aarsets Gitarre zu hören. Das wie in Trance gezupfte Instrument leitet eine typisch introspektive Stimmung ein und erinnert in seiner klassischen Anmutung an eine andere Größe des ECM-Labels: Ralph Towner.
Wer schon Eivind Aarsets 2012 veröffentlichtes ECM-Debüt „Dream Logic“ mit dem norwegischen Elektronic-Freak Jan Bang spannend fand, wird gewiss auch „Lost River“ als außerordentliches Hörerlebnis lieben. In diesem außergewöhnlichen Spannungsfeld aus Improvisationsmusik und Ambient Music liegen die größten Überraschungen – etwa Aarsets konventionelle Gitarrenakkorde auf „What Floats Beneath“ – die hätte so wohl niemand erwartet. Schlagzeuger Michele Rabbia hat mit dem Gitarristen Eivind Aarset schon viele Duo-Konzerte gegeben und mit dem Posaunisten Gianluca Petrella in anderen Kontexten zusammengearbeitet. Doch diese Aufnahme führte die Musiker – auf Vorschlag von ECM-Boss Manfred Eicher – nun das erste Mal als Trio zusammen. „Lost River“ ist nicht jedermanns Sache. Diese Musik verlangt nach offenen Ohren.
Michele Rabbia / Gianluca Petrella / Eivind Aarset: „Lost River“ ist auf dem ECM-Label erschienen.