Keiner spielt die Lyra wie der Grieche Sokratis Sinopoulos
Keiner spielt die Lyra wie der Grieche Sokratis Sinopoulos
Man findet nicht viele Menschen, die es verstehen die Lyra zu spielen. Sokratis Sinopoulos kann ohne Übertreibumg als Meister dieses Instruments bezeichnet werden,das beinahe in Vergessenheit geraten wäre. Die Lyra, eine mit dem Bogen gestrichene Kurzhalslaute, ist vor allem auf Kreta beheimatet und dort Teil der Volksmusik. Sinopoulos bindet das Instrument in einen neuen Kontext. Mit Piano, Bass und Schlagzeug baut er das uralte Instrument in eine Jazz-Quartett-Besetzung ein. Griechische Alte Musik und modaler Jazz vereinen sich so zu beeindruckenden Soundlandschaften. Dabei ist seine Musik weniger ein Setzkasten aus verschiedenen Stilen. Die Stile verschmelzen regelrecht ineinander und wirken dabei höchst natürlich, ja fast schon wieder archaisch. Zeitlos schön! „Metamodal“ heißt sein aktuelles Meisterwerk, wobei sein Debütalbum „Eight Winds“ noch vielen in sehr guter Erinnerung ist und zurecht herausragende Kritiken erhielt.
Die vier Musiker sind alle klassisch ausgebildet, verfügen über ein tiefes Wissen zur traditionellen byzantinischen Musik und teilen auch ihr Interesse am Jazz und an experimentellen Musikformen der Gegenwart. Ausgehend von der in diesem Raum üblichen modalen Musik des Mittelalters verarbeitet Sinopoulos all diese Einflüsse zu einer in sich ungemein stimmigen Melange, die ihre perfekte Ausformung im knapp dreißigminütigen, dreiteiligen „Metamodal“-Zyklus mit den Untertiteln „Liquid“, „Illusions“ und „Dimensions“ findet. Es sind die sehnsuchtsvollen, oftmals auch tieftraurig wirkenden Melodien, die Sinopoulos mit dem Bogen auf den drei Saiten seiner kretischen Lyra zaubert, die sich in die Gehörgänge schmeicheln – besonders intensiv in Kombination mit den von Yann Keerim auf dem Piano wunderschön hingetupften Klanglandschaften. DimitrisTsekouras (Double Bass) und Dimitris Emmanouil (Schlagzeug) potenzieren das Hörvergnügen durch ihre äußerst sensible Rhythmusarbeit. Was Sokratis Sinopoulos, der im Jazz-Metier durch sein Engagement bei Charles Lloyd und in den Ensembles von Eleni Karaindrou und Maria Farantouri bekannt geworden ist, 2015 mit seinem erfolgreichen ECM-Debüt „Eight Winds“ begonnen hat, führt er nun auf „Metamodal“ auf wunderbare Weise fort: faszinierende Klangwelten, in denen Archaik und Zeitgenössisches sich auf ideale Weise verbinden. Am Schluss steht mit „Mnemosyne“ eine Gruppenimprovisation, die all die zuvor gehörten Eindrücke noch mal potenziert.
Sokratis Sinopoulos, geboren in Athen, studierte klassische Gitarre, bizantinische Musik und das griechische Volkslied. 1988 begann er sein Studium auf der Lyra und der Laute bei Ross Daly, in dessen Ensemble Labyrinthos er ein Jahr später Mitglied wurde. Seither arbeitete er mit zahlreichen Instrumentalisten, Sängern und Komponisten verschiedener Stile und Genres, von verschiedenen Volksmusiken bis zum Jazz, zusammen, und Konzerte und Aufnahmesessions führten ihn durch die ganze Welt. 1999 wurde Sokratis Sinopoulos mit dem Melina-Mercouri-Preis für junge Künstler ausgezeichnet. 2011 gründete er das Sokratis Sinopoulos Quartet.
Fazit: Sicher ist es kein Jazz, was Sinopoulos mit seinem Quartett hier spielt, doch seine Musik nimmt sich die Freiheit zur Improvisation und dazu, ihren eigenen Regeln und der Kommunikation musikalischer Partner zu folgen. Eine höchst willkommene Produktion, die eine großes Spektrum an verschiedenen Klängen bietet.
Sokratis Sinopoulos Quartet: „Metamodal“ ist auf dem Label ECM erschienen.