New Orleans, kurz nach 1900: Buddy Bolden, Frauenheld, Friseur und Kornettist, gilt als der Mann, der den Jazz erfunden hat. Eines Tages verschwindet er. Sein alter Freund Webb fahndet in Storyville, dem Hurenviertel von New Orleans, und holt Buddy zurück in die Canal Street, den Ort orgiastischer Musikparaden, wo Buddy spielt, bis er wahnsinnig wird. Er spielte Kornett- und das offensichtlich sehr sehr laut. Der Legende nach soll sein Instrument über zehn Meilen hinweg zu hören gewesen sein. Aufnahmen seines Spiels gibt es nicht. Buddy Bolden wurde um 1876 geboren, er arbeitete als Friseur in New Orleans und man sagt ihm nach, er habe dort den Jazz erfunden. 1907 verliert er bei einem Umzug spielend den Verstand und wird in eine Irrenanstalt eingewiesen, in der er 1931 stirbt. Seine Musik ist nie aufgezeichnet worden. Soweit ein kurzer Abriss zu seiner Person.

Charles Joseph „Buddy“ Bolden ist wohl einer der am wenigsten bekannten Väter des Jazz. Jetzt hat es sich Wynton Marsalis zur Aufgabe gemacht, den Kornettisten, der von 1900 bis 1906 der populärste Musiker von New Orleans war, wieder zum Leben zu erwecken. Für sein neues Album lässt der Jazz-Historiker und Trompeter den spannenden Sound, den keiner so wie Bolden spielen konnte, neu erstehen. Für den Hörer bedeutet dies, teilzuhaben an einer rasanten Big-Easy-Party, die Marsalis mit den gefeierten Sängerinnen Catherine Russell und Brianna Thomas sowie einer All-Star-Band mit Musikern wie Wycliffe Gordon, Victor Goines, Marcus Printup und vielen anderen feiert. Frühe Jazzklassiker wie „You Rascal You“, „Stardust“, „Basin Street Blues“ und „Tiger Rag“, die von Bolden und seinem Konkurrenten Louis Armstrong populär gemacht wurden, lässt Marsalis im modernen Soundgewand erklingen und fügt den bekannten Titeln neue Kompositionen wie „Funky Butt (I Thought I Heard Buddy Bolden Say)“ hinzu. Eine gelungene Mischung, die viel authentische Musik aus New Orleans ins Wohnzimmer zaubert. Äußerst hörenswert!

Wynton Marsalis: „Bolden (Original Soundtrack)“ ist auf dem Label Blue Engine/Galileo erschienen.