„Joik“ ist die ursprüngliche Musik der Samen

„Joik“ ist die ursprüngliche Musik der Samen

Weltmusik ist ein weiter Begriff. Meist denkt man dabei zuerst an Afrika oder Lateinamerika  oder Asien. Doch auch in Europa gibt es diesbezüglich viel Hörenswertes zu entdecken. Bestes Beispiel ist die Formation Assu aus dem hohen Norden unseres Kontinents. Genauer gesagt geht es um die Musik der Samen. Bei der Band Assu vermählen sich zeitgenössischer Ambient- und Electro-Sound mit dem traditionellen Gesang der samischen Volksminderheit in Finnland, dem sogenannten Joik – eine Bezeichnung, die nicht zufällig an jene einer anderen überlieferten Stimmtechnik aus Zentraleuropa erinnert, nämlich das Jodeln.

Hört man das Album, kommt das große Staunen: Der traditionelle Joik der Samen, er lebt. Es sind Ensembles wie Assu um die bekannte finnische Folk-Musikerin Ulla Pirttijärvi, die den gutturalen samischen Gesang mit Herz und Seele ins Hier und Heute bringen. Pirttijärvi, die übrigens gemeinsam mit ihrer Tochter Hilda Länsman das Folk-Duo Solju bildet, „joikt“ über das, was ihr besonders nahe ist: Sie erzählt von ihren Verwandten und von ihren Heimatdörfern Utsjoki und Angeli.
Einfühlsam unterstützt wird sie dabei von Olaf Torget an den Streichinstrumenten und von Harald Skullerud, der für die Percussion verantwortlich ist. Übersetzt bedeutet Assu übrigens Glut. Assu blicken auf ihrem Debütalbum weit über den musikalischen Tellerrand hinaus und lassen sich auch von westafrikanischen Klängen und Traditionen inspirieren. Die leisen, zarten Töne beherrscht das Trio übrigens genauso wie die lebhaft-groovigen Sounds. Ulla Pirttijärvi verbeugt sich hier voller Hochachtung und Liebe vor ihren eigenen Verwandten und vor den Menschen, die sie als Künstlerin beeinflusst haben. „Die hier versammelten Joiks sind Teil meiner eigenen Familienidentität“, erzählt sie. Es sind die traditionellen Joiks aus Utsjoki und Angeli im finnischen Teil Lapplands, wo die Musikerin heute lebt.

Kurz gesagt: Der „Joik“ ist die ursprüngliche Musikform der Samen. Er hatte seinen natürlichen Platz in der alten Religion der Samen, dem Schamanismus. Als kulturelle Ausdrucksform ist der „Joik“ sehr produktiv und vielseitig, und es sind viele verschiedene Arten komponiert worden. Zu den beliebtesten gehört der „Joik“, der den Charakter einer bestimmten Person beschreibt, die dann der rechtmäßige Besitzer des „Joik“ wird. Insgesamt eine musikalische Bereicherung ersten Ranges. Für unsere Ohren sicher gewöhnungsbedürftig, aber großartig.

Assu: „Assu“ ist auf dem Label Nordic Notes erschienen.

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