Jarretts große Affinität zu Johann Sebastian Bach

Jarretts große Affinität zu Johann Sebastian Bach

Obwohl die meisten ihn als Jazzpianist von Weltruf kennen, ist Keith Jarrett in der Welt der klassischen Musik wahrlich kein unbeschriebenes Blatt. Schließlich begann der Jahrhundert-Musiker seine Karriere als Wunderkind mit Klassik von Bach bis Prokofjew. Selbst während seines Aufstiegs zum gefeierten Jazz-Pianisten beschäftigte er sich immer mit klassischer Musik. Seine Exegesen von Werken Händels, Mozarts, Bartoks, Schostakowitsch’, Barbers, Pärts, Hovhaness’ oder Harrissons zeigten Referenz-Potential. Jarretts besondere Affinität galt stets der Musik Johann Sebastian Bachs. Dem britischen „Guardian“ erklärte er einst: „Ich glaube, dass man Improvisation nicht üben kann“. Stattdessen widmet er sich kontinuierlich, praktisch und theoretisch dem Studium klassischer Musik. Als Jarrett 1987 Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ interpretierte und sich erstmals einer breiten Öffentlichkeit als klassischer Pianist präsentierte, galt das als Sensation. Wie konnte ein Musiker, der alle Vorgaben und Regeln als Einengung empfand, sich plötzlich dem strikten Regelwerk des Kontrapunkts unterwerfen? Doch für Jarrett war das nie ein Widerspruch, sondern bloß die andere Seite seiner Kunst als Improvisator.

Im März 1987, nur einen Monat nach der Studioaufnahme des Werkes, stellte sich Keith Jarrett bei einem Auftritt in Troy/New York erneut den Herausforderungen von Bachs Präludien und Fugen. Der Live-Mitschnitt ist jetzt auf der Doppel-CD „The Well-Tempered Clavier Book I – Concert Recording“ erschienen. Eines von Jarretts Zielen war dabei, eine Transparenz zu erzielen, die dem Hörer den Komponisten näherbringt. „Schon die Richtung der Linien, die sich bewegenden Linien der Noten, sind von Natur aus expressiv“, hatte Jarrett damals erklärt. „Wenn ich Bach spiele, höre ich fast den Denkprozess. Jedwede Färbung hat nichts mit diesem Prozess zu tun.“

Seine immense Diskographie umfasst inzwischen weit über 150 Alben. Erwartungshaltungen zu bedienen, war stets das Letzte, dass der Pianist, Cembalist, Organist, der Improvisator und Komponist Keith Jarrett mit seinem opulenten, universalen Oeuvre verfolgte. Das Doppel-Album „The Well-Tempered Clavier Book I – Concert Recording“ liefert den besten Beweis.

Keith Jarrett: „The Well-Tempered Clavier Book I – Concert Recording“ ist auf dem Label ECM erschienen.

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