Posthum: 15 neue Songs von J. J. Cale

Posthum: 15 neue Songs von J. J. Cale

Er schrieb die Klassiker, die von Eric Clapton und Bob Dylan gecovert wurden. John Weldon Cale, besser bekannt als J. J. Cale ist seit sechs Jahren tot. Nun fanden sich in seinem Nachlass unveröffentlichte Songs, die jetzt auf dem posthumen Album „Stay Around“ erscheinen. Hier klingt er wie zu seinen besten Zeiten, spröde und doch harmonisch. Die von ökonomischem Gitarrenspiel geprägten Lieder fließen präzise, locker, ohne Hektik, also laid-back – und sein flüsternder Gesang ist auf ewig konkurrenzlos. Dieser Mann hat mit dem Tulsa-Sound seinen eigenen Musikstil kreiert. Das Album ist keine aufgewärmte Suppe, nein, es sind vom Meister persönlich produzierte und nie gehörte, vorzügliche Aufnahmen. Er bleibt den zu Lebzeiten veröffentlichten Songs früherer Alben treu. Mit seinem abgeklärten Mix aus Blues, Rockabilly, Country und Jazz, dem sogenannten Tulsa-Sound, ist er ohne Zweifel einer der einflussreichsten Songschreiber und Gitarristen des vergangenen Jahrhunderts gewesen.

Unzählige Songperlen hat er produziert; kleine Meisterwerke, zeitlose, impressionistische Kurzgeschichten. Nun sind 15 neue dazugekommen – ausgewählt von seiner Witwe und Gitarristin Christine Lakeland sowie von seinen langjährigen Wegbegleitern Mike Kappus und Jim Karstein. Alle Songs sind von Cale aufgenommen und gemischt. Zum Beispiel das fantastisch groovende „Chasing You“ und der zarte Love-Song „Stay Around“ (bereits als Sin­gle vorveröffentlicht). Auch der Rest ist eine gute Cale-Mischung – mit allem, was ihn auszeichnete. Traumhaft treffsichere Gitarrentöne, federleichte Grooves, mal zurückhaltend, mal vorwärtstreibend. Weitere Highlights sind „Tell You Bout’ Her“, „Tell Daddy“, „Girl Of Mine“, „If We Try“ und natürlich das von seiner Frau Christine geschriebene Stück „My Baby Blues“, welches die beiden vor mehr als 40 Jahren gemeinsam aufnahmen.

J.J. Cale war es auch der Eric Claptons Karriere mit Hits wie „Cocaine“ und „After Midnight“ voran trieb. Clapton verdankt ihm viel – Cale zeigte „Slowhand“ Anfang der 70er-Jahre den Weg aus der Rock-Guitar-Hero-Sackgasse. Als Gegenleistung spielte Clapton für sein Vorbild den Lebensversicherer mit ertragreichen Coverversionen und co-produzierte 2006 Cales kommerziell erfolgreichstes Album „Road To Escondido“.

Cale verbrachte seine Karriere als „Under-the-radar-giant“ (so die New York Times) und beeinflusste zahllose Musiker. Eric Clapton nannte ihn einmal „one of the most important artists in the history of rock“. Zu den KünstlerInnen, die Cales Songs im Laufe ihrer Karriere coverten, gehören auch Jerry Garcia, Captain Beefheart, Spiritualized, Beck, Johnny Cash, The Band, Dan Auerbach und unzählige mehr.

Er hatte nie den großen Ruhm im Visier. Er sah sich eher als jemanden, der im Hintergrund arbeitet. Sein ökonomisches Gitarrenspiel prägte einen Stil.  Er wurde am 5. Dezember 1938 als John Weldon Cale in Tulsa, Oklahoma, geboren. Er verstand sich immer als „Okie “, als einer von Oklahoma, wenngleich er auch in Kalifornien Fuß fasste. Er war ein Mann der Beständigkeit: „Ain’t no change in the weather, ain’t no change in me“, heißt es in seinem Lied „Call Me the Breeze“. Und Brise nenne man ihn, so der Sänger dieser wie meistens überaus kargen Lyrics, weil er sich einfach die Straße heruntertreiben lasse: „I keep blowing down the Road“. J.J. Cale starb am 26. Juli 2013 im Alter von 74 Jahren, fünf Monate vor seinem 75. Geburtstag.

J.J. Cale: „Stay Around“ ist auf dem Label Because/Caroline International erschienen.

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