Gary Clark Jr. wird endlich auch politisch

Gary Clark Jr. wird endlich auch politisch

Mit seinem Debüt-Album „Blak And Blu“ setzte Gary Clark Jr. im Jahr 2012 neue Maßstäbe in der Verschmelzung von Soul, Blues und Rock. Quasi über Nacht wurde er zu einer Blues-­Sensation. Auf „This Land“, seiner aktuellen CD, geht er einen Schritt weiter: Jazz, Rap, Reggae und sogar die Energie des Punk finden hier ihren kleinsten gemeinsamen Nenner. Rhythmen, Beats, Melodien und sein außergewöhnliches Gitarrenspiel bilden die Grundlage für sein bisher ambitioniertestes Werk. „This Land“ – der Titel des neuen Albums von Gary Clark Jr. verrät, worum es auf der Platte geht: Heimat, Herkunft, Kindheit, Politik, Gesellschaft und mehr. Sage und schreibe 17 Tracks hat der Gitarrenvirtuose und Sänger für sein drittes Studiowerk, den Nachfolger von „The Story Of Sonny Boy Slim“ (2015), geschrieben, aufgenommen und selbst produziert. Musikalisch zeigt sich der 35-Jährige dabei einmal mehr offen für die unterschiedlichsten Einflüsse und macht Rock’n’Roll, Blues, Jazz, Hip-Hop, Reggae und vieles andere mehr hörbar. Das alles gerät ziemlich autobiografisch, kritisch, nachdenklich und äußerst abwechslungsreich. Los geht es mit dem Titeltrack, der nicht nur musikalisch ein kraftvolles Statement abgibt: „I remember when you used to tell me / Nigger run, nigger run / Go back where you come from / We don’t, we don’t don’t want your kind“, berichtet Gary Clark Jr. in drastisch autobiografischen Zeilen von seiner Kindheit als Schwarzer im heimischen Austin, Texas, und schickt eine trotzige Erwiderung hinterher: „Fuck you! I’m America’s son / This is where I come from / This Land is mine.” 

Auch aktuelle Bezüge tauchen auf, so heißt es an einer Stelle des Songs: „Right in the middle of Trump country“. Mit seinem einzigartigen Gespür für packende Hooks und ins Ohr gehende Harmonien berichtet der Grammy-Gewinner von sozialen Ungerechtigkeiten („Feed The Babies“), Waffengewalt („The Governor“), dem Widerstand gegen Rassismus und Homo­phobie („This Land“), aber auch von Ver­än­derungen („What About Us“) und natürlich dem ewigen Thema Liebe („Dirty Dishes Blues“). So reiht sich ein starker Song an den anderen. Etwa „I Got My Eyes On You (Locked and Loaded)“ und „I Walk Alone“. Gary Clark Jr. hat die Gabe, Reggae mit Rock zu vermischen („Feeling‘ Like A Million“), bringt den Rock ’n’ Roll zurück („Gotta Get Into Something“) und haut in „Feed The Babies“ einen fabelhaften Beat raus, der an Acid-Jazz erinnert.

Insgesamt: Ein starkes Statement von einem wichtigen Sprach­rohr seiner Generation. „This Land“ ist eines der bislang herausforderndsten und empfehlenswertesten Alben des noch jungen Jahres 2019. Schon vor Jahren erklärte ihn der Rolling Stone zur „Hottest New Gun“, inzwischen füllt Clark Jr. längst die großen Hallen, einen Grammy hat er auch. Und jetzt, auf seinem neuen Album, wird er – endlich – auch noch politisch. Alle Achtung!

Im Juni bietet sich die Gelegenheit Gary Clark Jr. live in Deutschland zu erleben. Auf seiner nicht allzu großen Tour durch Europa macht er sowohl in Berlin (13.06.) als auch in Hamburg (14.06.) Station.

Gary Clark Jr.: „This Land“ ist bei Warner Music erschienen.

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