Pianist Andreas Hertel: Zeitlose Musik im Blick

Pianist Andreas Hertel: Zeitlose Musik im Blick

Er ist einer der Stillen im Lande. Andreas Hertel ist ein ehrgeiziger Pianist, der den langen und steinigen Weg gegangen ist. Einer, der sich hochgespielt hat mit langem Atem und großer Beharrlichkeit. Heute kann er die Früchte seiner Arbeit ernten. Inzwischen ist der Wiesbadener nicht nur in der hiesigen Szene, sondern weit darüber hinaus als erstklassiger Pianist anerkannt. Sein aktuelles Album „Keepin’ The Spirit“, ist nicht mehr taufrisch, aber die Musik darauf hat nichts an Leichtigkeit und Spielfreude eingebüßt. „Keepin’ The Spirit“ ist zeitlos im besten Sinne. Kein Wunder bei der Besetzung. Es wirken mit, „Lady Bass“ Lindy Huppertsberg (Bass), Jens Biehl (Schlagzeug) sowie die Stargäste Dusko Goykovich (Trompete und Flügelhorn) und  Tony Lakatos (Tenorsaxofon). Die einzelnen Stücke strahlen jene swingende und gefühlvolle Musik aus, die einst den Swing, Bebop und die Blue Note-Ära geprägt haben.„It must swing!“ Diesen Spruch von Alfred Lion, einer der beiden Gründer von Blue Note Records, hat sich Andreas Hertel zur Maxime gemacht.

Mein Ziel ist es, zeitlose Musik zu schaffen, die nicht nur für Jazz-Liebhaber interessant ist, sondern kraft ihrer Unmittelbarkeit auch für Hörer zugänglich bleibt, die wenig oder keine Jazz-Hörerfahrung haben“, erklärte der Pianist und Komponist kürzlich in einem Interview.

Andreas Hertel

„Ratz-Fatz“, das erste Stück geht gleich in die Vollen, vor allem dank Tony Lakatos und Dusko Goykovich, die beide solistisch brillieren. Auch der nachfolgende Titel „I’d like To Know“ lässt Erinnerungen an die glorreichen Zeiten von Bebop und Modern Jazz aufkommen. Welche Hochachtung der Pianist Andreas Hertel vor den Titanen des Jazz hat, spiegeln Titel wie „Waltz for Bill“ – gemeint ist natürlich Bill Evans – und „One for Charlie“ – zu Ehren von Charlie Parker – wider.

In „All My Life“ – auch eine Eigenkomposition – wird überaus deutlich, welch ein Weltklassemusiker der unterdessen 87-jährige Dusko Goykovich ist. Das gleiche gilt für Saxofonist Tony Lakatos, der nach Goykovichs Solo an der Reihe ist. Das macht richtig Spaß. Große Klasse! Ein Qualitätsgarant ist sicher auch Lindy Huppertsberg. Die gebürtige Kölnerin zählt inzwischen zu den gefragtesten Kontrabassistinnen weit und breit. „Lady Bass“, wie sie ihr Lehrer und Vorbild Ray Brown (Oscar Peterson Trio) taufte, stand schon mit allem auf der Bühne, was im Jazz Rang und Namen hat – darunter Clark Terry und Roy Hargrove. Und über Dusko Goykovich braucht man sowieso nicht mehr viel zu sagen. Der im heutigen Bosnien geborene und über die Stationen Belgrad, Frankfurt, Boston, New York und Köln schließlich zum Wahlmünchner gewordene Dusko Goykovich ist als Trompeter und Flügelhornist eine Klasse für sich. Dizzy Gillespie hat ihn bewundert, Miles Davis hat ihn unterstützt. Mit den Koryphäen des klassischen modernen Jazz auf beiden Seiten des Atlantiks hat er gespielt. Und Tony Lakatos gilt weltweit als einer der besten Jazz-Saxofonisten. Er stammt aus einer musikalischen Familie in Budapest, sein Vater und sein Bruder sind berühmte Gipsy-Geiger. Fazit: Wer auf furiose Improvisationen, kompaktes Zusammenspiel und magische Balladen-Momente steht, der wird an diesem Album seine helle Freude haben.

Noch ein Tipp: Das Andreas Hertel Quintett gastiert am Sonntag,10. Februar, im Frankfurter Hof in Mainz (Konzertbeginn 17 Uhr), www.frankfurter-hof-mainz.de

Andreas Hertel Trio feat. Dusko Goykovich/Tony Lakatos: „Keepin‘ The Spirit“ ist auf dem Label Laika Records erschienen.

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