Juan José Mosalinis authentischer Tango
Juan José Mosalinis authentischer Tango
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere setzt Juan José Mosalini seinen Herzenswunsch in die Tat um: eine Tango-Grossformation, wie sie in den 1940er und 1950er Jahren in Argentinien die gängige Regel war. Das Auflebenlassen der Hoch-Zeit des Tangos. Auf der Doppel-CD „Live Tango“ zelebrieren Mosalini und prominente Mitstreiter wie Jean-Baptiste Henry, Marisa Mercade, Sandra Rumolino oder Reynaldo Anselmi den Tango in seiner reinsten, authentischsten Form.
Das sich dabei ganz allmählich entwickelnde Feuerwerk an Emotionen, Bildern und Geschichten mit überlieferten Arrangements von Argentino Galván, Gustavo Gancedo, Emilio Balcarce und Gustavo Beytelmann schlägt jeden Hörer in seinen Bann und öffnet all denen die Ohren, die die Schönheit des Tangos bislang nur aus Erzählungen oder von verwässerten Plagiaten her kannten. Mosalinis Orchester mit einer ganzen Armada von Bandoneons, Geigen, einer Bratsche, Kontrabass und Flügel besticht durch messerscharfe Intonation, federnd elegante Phrasierung und ein mitreißendes Rhythmusgefühl.
Juan José Mosalini berichtet in den Linernotes von „Live Tango“ von einem Dialog mit seinem Lehrmeister, dem großen Tango-Komponisten Osvaldo Pugliese (1905- 1995), den er während seiner letzten Jahre in Argentinien begleiten durfte. Als Mosalini behauptete, dass jedes Orchester zwar brillant und auf höchstem Niveau agieren könne, aber nach ihm – Pugliese – und anderen Legenden wie Troilo, Salgan, Di Sarli, eigentlich alles gesagt sei, widersprach ihm der Maestro vehement. „Das stimmt nicht! Es kommt immer darauf, wie du etwas schreibst und etwas spielst!“ Was so viel bedeutet wie: Wer seine Leidenschaft und sein Herz in die Waagschale wirft, der wird immer etwas Neues, Wunderbares kreieren können. Wie Juan José Mosalini.
Mosalini spielte mit den bedeutendsten Orchestern und Solisten Argentiniens wie Susana Rinaldi, Leopoldo Federico, Astor Piazzolla, José Basso, Horacio Salgan, Daniel Binelli zusammen. Er komponierte legendäre Filmmusiken, veröffentlichte eine eigene Bandoneon-Lehrmethode und wurde in Frankreich, wo er seit seiner Flucht 1977 vor der Militärdiktatur in seiner Heimat lebt, Professor für Bandoneon. Mosalini, der aus einer musikalischen Familie stammt, begann mit acht Jahren, das Bandoneon als Autodidakt zu lernen. Mit dreizehn Jahren begann er, in den Tanzsälen zu spielen; im Alter von siebzehn Jahren wurde er professioneller Musiker. Er begann seine Karriere in renommierten argentinischen Tango-Orchestern.
Im Exil in Paris gründete er mit dem Pianisten Gustavo Beytelmann und den Bassisten Patrice Caratini Anfang der 1980er Jahre ein Trio, das als Variante des Tango Nuevo traditionelle Tangos in neuem Arrangement mit Jazzelementen modernisierte. In den folgenden Jahren widmete er sich ebenso wie der Weiterentwicklung der Bandoneonmusik auch der Komposition von Filmmusik und Kammermusik und Orchesterwerken. Als Solist spielte er mit zahlreichen renommierten Sinfonie- und Kammerorchestern, etwa dem Ensemble Modern, mit dem er 2002 auf dem Schleswig-Holstein Musik Festival auftrat. Die jetzt auf Double Moon erschienene Doppel-CD ist ein herausragendes Beispiel hoher Tango-Kunst. Der Meister wird mit seinem Ensemble auch in Deutschland auftreten. Zum Beispiel am 6.2. in Mainz und am 7.2. in Ludwigsburg.
Juan José Mosalini: „Live Tango“ ist auf dem Label Double Moon erschienen.