Spannende Dialoge von fünf Spitzen-Musikern

Spannende Dialoge von fünf Spitzen-Musikern

Er ist schon lange ein international gefragter Jazzgitarrist, spielte bereits mit dem „Who is who“ der Szene. Gemeint ist Wolfgang Muthspiel. Der 1965 in Judenburg geborene Musiker ist nach Josef Zawinul der erste österreichische Jazzer, der mit der absoluten Weltspitze spielt.

Auf seinem aktuellen ECM-Album „Where The River Goes“ schreibt Wolfgang Muthspiel mit einer nahezu identischen Besetzung die Geschichte fort, die er 2016 auf seinem gefeierten Album „Rising Grace“ begonnen hatte. Wie das vorangegangene Album ist auch „Where The River Goes“ ein Konglomerat, gekennzeichnet von intuitiver Magie und vom genauen gegenseitigen Zuhören der Musiker.

Für die aktuelle Einspielung konnte Muthspiel erneut Pianist Brad Mehldau, Trompeter Ambrose Akinmusire und Bassist Larry Grenadier (allesamt viel gefragte Musiker und selbst Bandleader) gewinnen. Für Brian Blade, der auf „Raising Grace“ trommelte, ist diesmal der nicht minder brillante  Schlagzeuger Eric Harland dabei. Gemeinsam gehen diese Musiker die Kompositionen des Bandleaders wieder ungemein kreativ an, indem sie die Formen ständig ausweiten, Melodien mit neuen Harmonien versehen, Themen ausschmücken und sich mit Inbrunst in die Struktur der Stücke vertiefen. Was auffällig ist: das Quintett spielt sehr demokratisch. Soll heißen: Keiner tut sich hervor. Vorherrschend sind jedenfalls die inspirierten Zwiegespräche. Muthspiel sagt es so: „Das wirkliche Miteinander entsteht, wenn jeder bei seiner Linie bleibt und dennoch alle anderen in seinen Kosmos einbezieht.“ Und das geschieht hier. Muthspiels offene Kompositionen tun ihr Übriges.

Der Titel des Albums ist gut gewählt. Dieser breite musikalischen Strom mäandert vor sich hin und lässt uns teilhaben an so mancher Kostbarkeit, sprich romantischen Strudeln, Musik mit Wurzeln in Skandinavien und Südamerika, Blues, Bossa und Flamenco. Stets herrscht telepathische Verbundenheit unter den fünf Ausnahmemusikern. Soli im herkömmlichen Sinne werden eher sparsam eingesetzt – auch wenn das extrovertierte „Blueshead“, eine Mehldau-Komposition, allen fünf Bandmitgliedern Gelegenheit bietet, sich bestens in Szene zu setzen. Neben „Where The River Goes“, „For Django“, und „Buenos Aires“ finden sich noch vier weitere Stücke Muthspiels sowie die Gruppenimprovisation „Clearing“ auf dem aktuellen Werk. Übrigens: „For Django“ ist, nicht, wie man vermuten könnte, der Gitarrenlegende Django Reinhardt, sondern dem britischen Komponisten und Pianisten Django Bates gewidmet. Oft genug ist heutzutage von Dreamteams die Rede. In diesem Fall trifft diese Bezeichung wirklich zu. Großartig!

Wolfgang Muthspiel: „Where The River Goes“ ist auf dem Label ECM/Universal erschienen.

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