Michael Nauras denkwürdiges MPS-Album Call

Michael Nauras denkwürdiges MPS-Album Call

Wohl kein anderer deutscher Jazzer vereinte in seiner Persönlichkeit den Musiker und den Vermittler so wie Michael Naura, Swing- und Bebop-Pionier der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Krankheitsbedingt wechselte er die Seiten zum Schriftsteller, hängte die Studioarbeit jedoch nicht an den Nagel. Mit der Quartett-Aufnahme „Call“ – auf dem renommierten Label MPS erschienen – besetzt mit dem Vibraphonisten Wolfgang Schlüter, dem Bassisten Eberhard Weber und Drummer Joe Lay, meldete sich der E-Pianist 1971 zurück. Dabei zeigt Naura, dass er sich nun auch Fusion, Rock und Free Jazz zugewandt hatte. Eines der herausragenden Stücke des Albums ist gewiss „Why Is Mary So Nervous?“, nicht zuletzt wegen seines lateinamerikanischen Rhythmus. Mit verhaltenem Rock-Charakter wartet „Soledad de Murcia“ auf, mit wohlklingenden Akkorden und auf- und abschwellenden Klangflächen kommt die Ballade „Forgotten Garden“ daher, während „Don‘t Stop“ und „Call“ mit impressionistischen Piano-Präludien dem Blues frönen.

Der brasilianische Soul- und AOR-Doyen Ed Motta präsentiert nun – als profunder Kenner der deutschen Jazzhistorie und begeisterter Sammler von MPS-Platten genau dieses Album, das neu aufgelegt und technisch aufs Feinste bearbeitet wurde. Für Ed Motta, einer der „Botschafter“ für MPS, der beste Beweis, dass Vibraphon und Fender Rhodes entgegen landläufiger Meinung perfekt zusammenpassen und es deswegen eines seiner liebsten europäischen Jazzalben ist. Dem Geschmack dieses Musikers kann man blind vertrauen.

Michael Naura Quartett: „Call“ ist auf dem MPS-Label (Edel) erschienen.

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