Jan Felix May: Ein junges Ausnahmetalent
Jan Felix May: Ein junges Ausnahmetalent
Wie zu hören und auch zu lesen war, ist der 25jährige Keyboardspieler Jan Felix May aus Mainz ein eher ruhiger Zeitgenosse. Ungestüm und vorwärtstreibend ist er nur in seiner Musik, wenn er an den Tasten seines Klaviers respektive Keyboards sitzt. Für viele ist er schon heute ein Ausnahmetalent, geschätzt und vielfach ausgezeichnet und von vielen Festivalmachern gerne eingeladen. Sein Debüt heißt „Red Messiah“ („roter Messias“) und es ist kürzlich beim Label Jazzline erschienen. Auf dem Cover prangt sein Konterfai mit langer, jesushafter Mähne. Er und seine Band schütten über dem Hörer ein Füllhorn an Ideen aus. Diese Spielfreude überträgt sich unmittelbar.
Jan Felix May gehört zu einer Generation, die keine stilistischen Berührungsängste kennt. neue musikalische Verbindungen zu kreieren, statt an alten Gewohnheiten festzuhalten, lautet die Devise. ein Mix aus klassischen und modernen Einflüssen, die bei Jan Felix May von Jazz über elektronische Musik bis zu Impressionismus und progressivem Rock reichen.
Das Album klingt frisch und ungewohnt anders. Randvoll mit interessanten Details, vermittelt es stellenweise eine überraschende, unaufdringliche Leichtigkeit. Dafür sorgen manche eingängigen Melodien und ein moderner Sound. Das durchdachte Gesamtkonzept verblüfft mit innovativen, bisweilen absichtsvoll kontrastierenden Facetten. Zu ihnen gehören wiederkehrende und variierte Motive sowie viele ungerade Metren. Die norwegische Sängerin Torun Eriksen setzt ein weiteres Glanzlicht. Dazu kommt eine atmosphärisch, narrative Ballade, in der kein Geringerer als Christian Brückner den famosen Erzähler gibt. Enorm viel Zeit und Herzblut ist in die Kompositionen und Arrangements geflossen.
Dem Studio-Aufenthalt in Frankreich folgten rund elf Monate, in denen May akribisch Details der Aufnahmen weiter entwickelte. Er fügte Overdubs, rhythmische Sounds und Synthesizer hinzu. Das Ergebnis, 12 ungewöhnliche Stücke von insgesamt rund 60 Minuten, lässt Genre- und andere Grenzen hinter sich. Neben May (Tasteninstrumente und Vocals) sind Lukas Roos (Gitarre), Eduardo Sabella (Bass), Julian Camargo (Drums, Gitarre und Vocals) sowie Kerstin Haberecht (Sopran und Altsaxofon) auf diesem Album mit von der Partie. „Es ist eine Art moderner Rock mit Electro-Ästhetik, gespielt von Musikern, die alle vom Jazz kommen“, formuliert Jan Felix May seine Definition der Musik auf „Red Messiah“. Passagen, in denen akustische Instrumente wie Flügel oder Kerstin Haberechts Saxofone die Ideale des zeitgenössischen Jazz hochhalten, kontrastiert mit druckvollen, elektronisch aufgeladenen, manchmal fast harschen Momenten.
Fazit: Verdammt gute Musik und ein gelungener Einstand.
Jan Felix May: „Red Messiah“ ist auf dem Label Jazzline/Good To Go erschienen.