„The Horror“ Konstantin Gropper taucht ab

„The Horror“ Konstantin Gropper taucht ab

Der Titel des Albums verrät schon einiges: „The Horror“ heißt das neue Werk von Get-Well-Soon-Mastermind Konstantin Gropper. Sein opulenter Kammerpop ist dieses Mal aus Furcht und Angst geboren. Konkret sind es Albträume, die den Mann peinigen und beschäftigen. Gropper taucht ab in die Düsternis, verpackt in sinfonisch-opulente Sounds, die Musik könnte aus Hitch­cock-Filmen stammen. Alles ist aufwendig instrumentiert. Die Arrangements treffen genau den richtigen Ton zwischen Leichtigkeit und Schwermut. Kein Wunder, denn ein komplettes Orchester ist da zu hören. Gropper ist jetzt beim fünften Get-Well-Soon-Album angekommen. Angst ist das zentrale Thema dieses Albums. „The Horror“ ist ein Werk, auf dem der Sänger, Komponist und Multiinstrumentalist aktuelle Ängste beschreibt, die mit gesellschaftlichem Rechtsruck, Kriegen und allgemeiner  Verunsicherung einher gehen.

Eine Frage stellt sich: Wie klingen solche Albträume im Indie-Pop-Gewand? Die Antwort ist: Eigentlich ziemlich konventionell. Zwar fallen Songs wie die Vorabsingle „Martyrs“ oder der Titeltrack „The Horror“ durchaus durch untypische Klangkompositionen auf, doch deren Auflösung erinnert an den typischen Get Well Soon-Sound: mollastig und theatralisch. Einen gewissen Soundtrack-Charakter hat die Musik gewiss auch. Schließlich hat Gropper darin Erfahrung. Siehe Soundtrack zur französischen Fernsehserie „Xanadu“, Wim Wenders hat zwei Songs für seinen Film „Palermo Shooting“ von ihm ausgewählt.

Besonders gelungen ist das wohl spannendste Stück der Platte: „Nightmare no. 3 (Strangled)“. Es beginnt mit tiefen, melancholiegetränkten Pianoklängen, Groppers Stimme trägt wie gewohnt Trauer und plötzlich geht irgendwie doch noch die Sonne auf. Eine Achterbahnfahrt, verwirrend und ziellos. „The only thing we have to fear“ ist da schon anders gestrickt. Es startet mit einem Spoken-Word-Intro und entwickelt sich zu einer düsteren Mörderballade. Geigen hier, Bläser dort, zwischendurch ein Chor, dazu ein paar Handclaps, eine Triangel. Schwermütig fließen die Arrangements der neuen Stücke, immer wieder aufgelockert und unterbrochen von kurzen Instrumentalpassagen. Minimalismus geht anders. Darüberhinaus verbeugt sich Gropper vor der dunklen Balladenkunst eines Frank Sinatra. Das ist definitiv seine Frank-Sinatra-Hommage. Sinatras melancholische Balladen-Alben der 50er Jahre – etwa „In The Wee Small Hours“, „Where Are You?“ oder „Only The Lonely“ – hat er ausgiebig studiert und in den zwölf Songs der neuen Platte seriös nachempfunden.

Fazit: Konstantin Gropper ist zurück! Für das fünfte Album seiner Band Get Well Soon hat er richtig geklotzt. Am Ende muss man konstatieren: Der Mann hat mal wieder Großes geleistet.

Get Well Soon: „The Horror“ ist auf dem Label Caroline/Universal erschienen.

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