Italienischer Jazzer Conti auf dem Afro-Trip

Italienischer Jazzer Conti auf dem Afro-Trip

Auf ein Genre will sich der Musiker, Produzent und Radio-DJ Nicola Conte nicht festnageln lassen. Nach einem Ausflug in die brasilianische Musik schlägt er auf seinem aktuellen Album „Let your light shine on“ eine ganz andere Richtung ein. Er fühlt sich hingezogen zu den Rhythmen des afrikanischen Kontinents. Wer jetzt glaubt „Let your light shine on“ sei ein Weltmusikalbum geworden, der irrt. In erster Linie ist es wohl so etwas wie ein überwiegend akustisch eingespieltes Dance-Album. Vergleichbare Platten mit einem derart genreübergreifenden Ansatz, der sich nicht nur auf den Beat reduziert, gibt es kaum. Und damit hat Nicola Conte sich nicht nur wieder neu erfunden – er hat auch allen ein Schnippchen geschlagen, die da meinten, er würde auf den längst schon fahrenden Afrozug aufspringen. Das Gegenteil ist der Fall: Zeigt er doch mit seiner Musik, wie unkreativ die vielen reduzierten „Afrobeats“ anderer Produktionen oft sind.

Der Musiker, Produzent und Jazz-DJ gilt längst als das italienische Pendant zu Großbritanniens Gilles Peterson und Deutschlands Rainer Trüby oder Jazzanova.
Wie diese verfügt er über profunde Kenntnisse der Jazzgeschichte und ein feines Näschen für zeitlose Grooves. Er ist gewissermaßen ein Perlentaucher, der in den Schallarchiven von Labels wie Prestige, Fantasy, EmArcy und Decca nach modalen Klassikern mit spirituellem Gehalt und grooviger Relevanz sucht.

Nicola Conte hat seine Vision von Cosmic Jazz in eine smoothe Klangform gegossen – ohne seine großartigen Instrumentalisten in ihrer Freiheit zu beschneiden, offen für Einflüsse der verschiedensten Kulturen. „Jeder sollte etwas hinzufügen und sich frei ausdrücken können“, sagt Conte.“ „Dies ist viel offener als mein letztes Album, alles wurde live und mit minimalen Overdubs aufgenommen“.

Die Basis von „Let Your Light Shine On“ bildet Contes Live-Band Spiritual Galaxy, in der er selbst Gitarre spielt. Dort treffen Cracks wie der schon mehrmals vom renommierten Down Beat Magazin als „Best Emerging Artist“ ausgezeichnete Posaunist Gianluca Petrella, der schwedische Tenorsaxophonist Magnus Lindgren und der finnische Drummer Teppo Mäkynen auf Pietro Lusso (Piano), Luca Alemanno (Bass) und die Sängerin Bridgette Amofah. Dazu gesellten sich zwei Musiker, die in den USA zu den aufstrebenden Stars eines jungen Jazz zählen, der keine Scheu vor HipHop, R’n’B oder Elektronik hat: Logan Richardson (Altsaxophon) und Theo Croker (Trompete).

„Let Your Light Shine On“ ist übrigens sein erstes Album auf dem wiederbelebten deutschen Kult-Label MPS. Ein sensibles, größtenteils live in Bari und Johannesburg aufgenommenes Kunstwerk zwischen Soul und spirituellem Afro-Jazz. Bravissimo!

Nicola Conte & Spiritual Galaxy: „Let Your Light Shine On“ ist auf dem Label MPS erschienen.

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