Memphis Slim – er machte den Blues in Europa bekannt

Memphis Slim – er machte den Blues in Europa bekannt

Er war einer der bedeutendsten und stilbildensten Bluesmusiker, die das Genre auch aus Chicago hinaus in die Welt trugen. Memphis Slim leistete einen wesentlichen Beitrag, Blues in Europa bekannt zumachen und zog schließlich 1962 nach Paris. Seine Shows und Auftritte waren legendär. In den rauchigen Nächten an der Seine verzauberte er mit seinem Klavierspiel das Publikum buchstäblich und seine eindringlichen Stimme zog die Leute zusätzlich in den Bann. Kürzlich veröffentlichte das französische Label Fremeaux & Associes Live-Aufnahmen von Memphis Slim aus dem Jahre 1961.

Die Zusammenstellung „Live in Paris“ unter der Regie von Michel Brillié ermöglicht es den Zuhörern, in den Genuss bisher unveröffentlichter Aufnahmen (Konzerte im privaten wie kommerziellen Rahmen sowie Radiosessions) der großen Stars des 20. Jahrhunderts in Jazz, Rock & Roll und Gesang zu kommen. Diese „Live“-Takes und die Interaktion der Künstler mit ihrem Publikum geben diesen Performances eine zusätzliche Sensibilität und Intimität im Gegensatz zu der oftmals kühlen Atmosphäre von Studioaufnahmen. Besondere Sorgfalt wurde darauf verwendet, den Klang der originalen Bänder wiederherzustellen. Insgesamt 23 Titel sind auf dem Album Memphis Slim: Live in Paris – 27 Mai 1961 enthalten. Ein in jeder Hinsicht empfehlenswertes Werk.

Es präsentiert einen Musiker, einen Virtuosen am Klavier, der sich durch seine Kunst des Boogie-Woogie-Spiels eine riesige Fangemeinde schuf. Zusammen mit dem Bassisten Willie Dixon wurde er dann zu einem Botschafter des Blues, der gerade auch in Europa viele Fans hatte. Memphis Slim, 1915 in Memphis Tennessee als John Len Charman Jr. geboren, war ein fleißiger Mann: Allein zwischen Frühjahr 1959 und Oktober 1961 nahm er 25 Langspielplatten auf. Sein Stil verwies auf eine Ära vor dem Zweiten Weltkrieg, als diese Musik noch nicht so rau und elektrisch klang: Barrelhouse Piano und Boogie Woogie prägten seinen Stil, aber Slim ging auch immer mit der Zeit.

Mit sieben oder acht Jahren schon setzte er sich ans Klavier und mit sechzehn trat er bereits an der Beale Street in Memphis als Entertainer auf. Irgendwann legte er sich den Spitznamen Memphis Slim zu – in Anspielung auf seine Körpergröße (1,95 Meter!) und die schlanke Figur. Ab 1959, als traditionelle Musik populär wurde, trat Slim im Duo mit dem Bassisten und Sänger Willie Dixon vor einem weißen Publikum auf – an Colleges und Universitäten, in den Cafés von Greenwich Village und bei großen Folkfestivals. 1960 kam das Duo zum ersten Mal nach Europa – die Reaktionen waren enthusiastisch.

1962 ließ Memphis Slim sich in Frankreich nieder und lebte fortan am Bois de Boulogne in Paris. Slim fuhr einen Rolls-Royce, lebte in einem luxuriösen Appartement im 15. Arrondissement von Paris und ließ sich gerne im getigerten Blazer ablichten. Doch der dunkelhäutige Amerikaner in Paris war nicht abgehoben, seit sich Anfang der sechziger Jahre der große, dauerhafte Erfolg einstellte. Zu stark hatten den Bluessänger und Pianisten die erfolglosen Zeiten „on the road“ geprägt; zu genau hatte er erfahren, was es hieß, vor einem halben Jahrhundert in den USA als Schwarzer schwarze Musik zu machen. Zwar konnte der freundliche Hüne 1940 einen Blues-Evergreen mit „Beer Drinking Woman“ landen, doch erst der Schritt über den Atlantik ließ ihn in Europa zum Mittelpunkt der Jazz-Gemeinde werden. In den verräucherten Kellern von Saint-Germain in Paris fand er seine zweite Heimat. Er begeisterte das akademische Jungvolk mit seinen Tastenklängen und schuf „Every Day I Have The Blues“, einen Klassiker, den Count Basie in sein Programm aufnahm.

Memphis Slim: Live in Paris – 27 Mai 1961 ist auf dem Label Fremeaux & Associes erschienen.

 

 

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