China Moses verzückt mit großer Stimme

China Moses verzückt mit großer Stimme

Die hr-Bigband ist Stammgast beim Rheingau Musik Festival (RMF). Zur Jazz-Matinee steuert sie Jahr für Jahr ihren satten, voluminösen Klang bei. Auch diesmal war das so im Cuvee-Hof von Schloss Johannisberg im Rheingau, bei herrlichem Sommerwetter und ausverkauftem Haus. Beste Bedingungen also für ein grandioses Konzert mit dem Gaststar, der großartigen Sängerin China Moses.

Nach zwei einleitenden Bigband-Titeln von Count Basie und Stan Kenton war es an der Zeit, dass China Moses, die Zuschauer mit ihrem Lächeln, ihren Emotionen, ihrer nie enden wollenden Energie und ihrer seelenvollen Stimme fast zwei Stunden beglücken sollte. Zweifellos ist sie eine Entertainerin im besten Wortsinne. Denn die in Paris lebende 41-jährige Sängerin verwandelte im Handumdrehen mit ihrem feurigen Gesang, ihrer manchmal kehligen, doch eindringlich rauen Stimme den Cuveehof in eine Stätte des Frohsinns und der Begeisterung. Die Frau hat eine ungeheure Bühnenpräsenz.

Mit allseits bekannten Stücken wie „Sweet Georgia Brown“, „St. Louis Woman“ und „Gee Baby“ steigt sie ein in ihr breitgefächertes Programm und nimmt das Publikum mit auf ihre ganz eigene Reise – vom Musical betonten, selbstironischen „Blame Jerry“ über den an Rockabilly erinnernden Sound in „Watch Out“, das bluesbetonte, laszive Stück „Put it On the Line“, den funkigen Soulsong „Running“ (zum Mitsingen geeignet)  alle von ihrem aktuellen Album „Nightintales“ bis eben hin zu „Dinah’s Blues“, eine Hommage an die Große Dinah Washington.

Am Schluss gibt sie noch den Mackie Messer-Song auf deutsch zum Besten. Meist ist sie im Vollgas-Modus unterwegs. Aber, sie kann auch betörende Balladen singen. Insgesamt bietet sie ein buntes Potpourri an Gefühlen und Stilen. Sie ist vom Soul geprägt und liebt den Rhythm’n’Blues. Zum Jazz kam die Künstlerin eher zufällig durch die Begegnung mit dem französischen Jazzpianisten Raphael Lemonnier.

Zusammen mit der druckvollen hr-Bigband und ihren wunderbaren Solisten zeigt China Moses ihr ganzes künstlerisches Spektrum, von Jazz, Blues, groovendem R&B und berührendem Soul – eine echte Jazz- und Souldiva mit purer Energie in der Stimme.Tatsächlich waren es nur wenige Minuten, in denen Moses auf der Bühne nicht in Bewegung war. Da saß sie neben dem Flügel auf einem Barhocker und interpretierte mit rauhem Gefühl ruhige Balladen. Aber selbst da hielt es die quirlige Frau nur solange aus, wie sie selbst sang.„I never sing a song the same way twice“ – sagte einst Billie Holiday. Für China Moses gilt dies gleichwohl auch.

Wollte man China Moses‘ Musik beschreiben, dann vielleicht so: eine aufstrebende Stimme des aktuellen Jazz, getränkt durch die verschiedenen Musikstile des 21. Jahrhunderts. Als Tochter der Jazz-Diva Dee Dee Bridgewater hat sie die improvisierte Musik quasi im Blut. Letztlich bleibt sie ihrer eigenen Mission treu, den Jazz „souliger“ und den Soul „jazziger“ zu machen, was sich auch bei diesem Konzert wohltuend zeigte. Jedenfalls bleibt am Ende zu sagen, das Ergebnis ist faszinierend. Es war auch ein Konzert der großen Emotionen.

Foto: hr / Isabel Schad