Jazzpianist Brad Mehldau denkt Johann Sebastian Bach weiter

Jazzpianist Brad Mehldau denkt Johann Sebastian Bach weiter

Brad Mehldau, einer der talentiertesten Jazz-Musiker unserer Zeit, würdigt das Genie Johann Sebastian Bach. Und wer es nicht glauben mag, dem sei gesagt: Ja, der Pianist Brad Mehldau kann Bach! „After Bach“, so sein aktuelles Album, zeigt den Jazzpianisten mit einer neuen Facette seiner enormen Bandbreite. Das Werk umfasst Eigenkompositionen von Brad Mehldau sowie vier Präludien und eine Fuge aus Johann Sebastian Bachs „Das Wohltemperierte Klavier“ in Originalfassung. Jeder folgt ein „After Bach“-Stück, daher der Titel, von Brad Mehldau geschrieben und durch Bach inspiriert. Nach seinem letztjährigen Duo-Album mit Chris Thile mit Schwerpunkt Bluegrass, jetzt also Bach. Eigentlich für Mehldau nichts Ungewöhnliches, denn dem Jazzer wird eine ausgeprägte Liebe zur Klassik nachgesagt. Außerdem hält bis heute die Begeisterung für das „Wohltemperierte Klavier“ auch in der Jazzwelt an. Man denke nur an Friedrich Gulda oder Keith Jarrett. Überhaupt: An Bach, so scheint es, kommt ohnehin kein Musiker vorbei. Und es gibt gute Gründe sich Bach zu nähern auch als Jazzer, weil der barocke Rhythmus Halt gibt und sich vortrefflich eignet, dagegen zu improvisieren. Bach lädt quasi zum Improvisieren ein.

Und diese Einladung nimmt Mehldau gerne an. Wobei zu sagen wäre, richtig spannend wird es, wenn die eigenen musikalischen Gedanken ins Spiel kommen. „Benediction“, zu deutsch: Segen, steht über dem ersten Stück seines neuen Albums. Es endet mit seinem „Prayer for Healing“. Die improvisierend wirkenden, zugleich aber formal klar sich an den barocken Vorlagen orientierenden „After-Bach“-Variationen wechseln sich mit den Notentexten ab. Dabei gelingt es dem Amerikaner, die Übergänge so fließend zu gestalten, dass Strenge und Offenheit ineinanderfließen. Ein geglücktes Unterfangen. Brad Mehldau spielt zwar Bach, aber er denkt ihn weiter und das ist sein großer Verdienst bei der Geschichte.

Brad Mehldau: „After Bach“ ist auf dem Nonesuch-Label/Warner erschienen.

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