Jazz meets Bluegrass: Epische Bilder voller Emotionen

Jazz meets Bluegrass: Epische Bilder voller Emotionen

Der norwegische Pianist Helge Lien ist ein Tausendsassa und ein umtriebiger Mensch dazu. Er hat nicht nur sein eigenes Trio, sondern lebt sich auch in anderen Projekten zum Beispiel mit dem Geiger Adam Bałdych oder der Sängerin Live Maria Roggen aus. Kürzlich hat er sich mit dem Bluegrass-Gitarristen Knut Hem zusammengetan. Der ist ein Meister der Weissenborn, jener extravaganten Lapsteel-Gitarre aus den 1930-Jahren, deren zusätzlicher Resonanzkörper der hohle Hals ist. Der sorgt für den charakteristisch schnarrenden Klang der Saiten und Hem weiß ihn geschickt einzusetzen. Nur wenige tausend Original-Weissenborns wurden gebaut, doch hält sich der Kult um die Gitarre bis heute und hat eine ganz eigene Fan-Gemeinde. Es sind vornehmlich Hems Songs, die die beiden Norweger hier interpretieren. Das Zusammenspiel von Gitarre und Klavier ergibt eine ganz eigene Stimmung. Da staunt man über extrem virtuose Läufe, aber nicht nur das, es entsteht eine Musik, die Weite, Wärme und musikalische Reife miteinander auslotet. Schon nach den ersten Takten stellen sich beim Hörer großformatige, epische Bilder ein, große Emotionen inklusive.

Wim Wenders Filme gehen einem durch den Kopf und vielleicht auch Ry Cooders flächiger Gitarrensound. Anders gesagt: die Melancholie der norwegischen Fjorde trifft auf die endlose Einsamkeit der Canyons.

Jazz und Bluegrass geben sich hier die Hand, entfalten einen musikalischen Zauber, den man bei dieser Konstellation nicht unbedingt erwartet hätte. Zu keinem Zeitpunkt hat man den Eindruck, dass in dieser Besetzung irgendetwas fehlt. Und dann der Klang: einfach super! „Hummingbird“, so der Titel des Albums, bietet überwältigende Musizierkunst. Die acht Songs sind allesamt wunderbare Preziosen. Die Aufnahmen entstanden übrigens am 5. April und 13. bis 14. Juni 2016 in den Propeller Studios in Oslo, Norwegen. Dieses Album sei wärmstens empfohlen!

Helge Lien & Knut Hem: „Hummingbird“ ist bei Ozella Music erschienen.

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