Melody Gardot singt von Liebe, Lust und Leid

Melody Gardot singt von Liebe, Lust und Leid

Zweifellos ist Melody Gardot eine der aufregendsten musikalischen Entdeckungen dieses Jahrzehnts. Fest steht jedenfalls: Nur wenige Sängerinnen können Stimmungen und Gefühle so einfangen, wie die 32-Jährige aus Philadelphia. Melody Gardot haucht Töne in das Mikrofon, die den Zuhörer mit einer ergreifenden Mischung aus Jazz, Blues, Swing und Folk verzaubern.

Sie verdankt ihre Karriere nicht einer typischen Musikerinnenbiografie, sondern einem tragischen Ereignis. Als Gardot 19 Jahre alt ist, zieht sie sich bei einem Autounfall einen mehrfachen Beckenbruch, Wirbelsäulen-, Nerven- und Kopfverletzungen zu. Ihr Arzt bringt während der Rehabilitation Musiktherapie ins Gespräch. Er hofft, sie könne Gardot bei der Bewältigung ihrer kognitiven Probleme helfen. Und er behielt recht. Noch während ihrer Reha-Zeit schreibt Melody eigene Songs und nimmt diese mit einem tragbaren Mehrspurgerät auf. Dennoch: Bis heute ist Gardot beim Gehen auf einen Stock angewiesen und muss wegen ihrer Lichtempfindlichkeit eine Brille mit getönten Gläsern tragen. Aber Melody Gardot ist keine, die aufgibt, die lange stehen bleibt. Sie ist eine Suchende. Eine Forscherin. Eine, die immer Neues entdecken will.

Und das Publikum entdeckt seinerseits immer neue Seiten von ihr. So auch auf dem aktuellen Live-Album „Live in Europe“. „Baby I’m A Fool“ singt sie da und singt den Fans aus dem Herzen. Schmerzerfüllt emotional die Ballade „Lisboa“, eine Ode an die portugiesische Hauptstadt. Ziemlich geheimnisvoll klingt „March For Mingus“, eine Verneigung vor dem großen Jazzbassisten Charles Mingus.

Rührend besingt sie in „Les Etoiles“ die Sterne am Firmament. „Who Will Comfort Me“, ja wer tröstet die müde Seele der jungen Frau aus Philadelphia? Der Spiegel urteilte jüngst: „Melody Gardot singt mit einen der schönsten und erotischsten Vibratos der Gegenwart“. Da ist in der Tat was dran. Für meinen Geschmack singt Melody Gardot besser als Madeleine Peyroux, komponiert gehaltvoller als Norah Jones und beweist auf der Bühne mehr Mut zur Improvisation als Diane Krall. Mehr Lob braucht Melody Gardot nicht. Diese Live-Doppel-CD ist einfach nur grandios!

Melody Gardot: „Live in Europe“ ist bei Decca/Universal erschienen.

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