Große Bandbreite an Stimmungen und Impressionen

Große Bandbreite an Stimmungen und Impressionen

Das wünscht man sich insgeheim: ein Album mit viel Gefühl für Stimmungen und Impressionen. Gerade in den Wintermonaten ist das Labsal für die Seele. Tuomas Turunen heißt der Musiker, der uns hier verzaubert. Klassisch gebildet, virtuos, ohne dass er seine Virtuosität besonders zelebriert. Der finnische Pianist ist einer der großen Romantiker des skandinavischen Jazzpianos. Er verbindet die Folklore seiner Heimat mit der melodischen Seite des Jazz. Richtig bekannt geworden ist er durch seine spielbestimmende Rolle im Emil Brandqvist Trio, einem der erfolgreichsten Piano-Trios der letzten Zeit. Zu seinen Lehrern während der Ausbildung in Göteborg gehörte u. a. der renommierte Anders Jormin. 2010 erhielt er beim Piano Wettbewerb des Montreux Jazz Festival den Spezialpreis der Jury.

Im Herbst 2017 zog sich der derzeit in Südfrankreich lebende Finne in das berühmte Arte Suono Studio in Udine zurück, um dort mit dem legendären Toningenieur Stefano Amerio ein Solo-Album aufzunehmen, ein sehr persönliches Werk. Grenzerfahrungen wie der Tod einer ihm sehr nahestehenden Person oder die Geburt seines ersten Sohnes hat er in den Stücken „I Held Her Hand And Said Goodbye“ und „Sun-Run“ verarbeitet. Dabei wird er vielen Stilen gerecht. Manchmal überwiegt der Jazz, dann kommt die Klassik dazu. Am Ende kann man durchaus von einem Crossover vieler Stile sprechen.

Immer aber berührt Turunen mit seiner Musik. Der Titel „Preludi“ kommt in klassischem Gewand daher, in „The Years“ frönt er dann wieder dem Jazz. Und auch traditionelle Volkslieder wie „Varvindar Friska“ oder „Tuoone Taskse Metsämaan“ aus Finnland und Schweden hat er im Programm. Die Eigenkompositionen überwiegen dabei. Am Ende staunt man über soviel Komplexität und Struktur in seinen berückend schönen Kompositionen. Kurz gesagt: Ein Volltreffer, ganz großes solistisches Kino.

Tuomas A. Turunen: „Ornaments of Time“ ist auf Skip Records erschienen.

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