Der Workaholic Neil Young hat mal wieder zugeschlagen

Der Workaholic Neil Young hat mal wieder zugeschlagen

Der zornige alte Mann ist umtriebiger denn je. Innerhalb des Jahre 2017 hat Neil Young gleich drei Alben veröffentlicht. Das aktuelle heißt „The Visitor“ und ist seit einigen Tagen auf dem Markt. Es ist die mittlerweile 39. Studioproduktion des 72-Jährigen. Nachdem er mit dem Vorgängeralbum, dem mehr als 40 Jahre verschollenen „Hitchhiker“, ein altes Folk-Zeugnis präsentierte, gibt es diesmal Blues, Rock, Funk, orchestrale Klänge und andere Einflüsse mehr. Quer durch den popmusikalischen Gemüsegarten also. Doch aufgepasst: neben Entbehrlichem sind auch Highlights unter den zehn Songs. Als da wären: „Already Great“, ein rumpelndes Rockungetüm, das Giftpfeile in Richtung Donald Trump abfeuert. Eine bitterböse Replik auf Trumps Forderung „Make America Great Again“. „I’m Canadian, by the way, and I love the USA“, singt Young. „Ich bin Kanadier, nebenbei gesagt, und ich liebe die USA. Ich liebe diese Art zu leben und die Freiheit der Rede.“ Und im Refrain heißt es klipp und klar: „No wall! No hate! No fascist USA!“ Ein sehr schönes Lied gelingt ihm mit „Change of Heart“ unterlegt mit einem lebhaften Country-Rhythmus und Youngs flüsternder Stimme. Schon schön!

Einen Abstecher Richtung Kuba mit brodelnden Latin-Rhythmen hat er auch im Programm („Carnival“) gefolgt von „Diggin’ a Hole“, einem Blues in Reinkultur. Die melancholischen Folkballaden „Almost Always“, „Change Of Heart“ und „Forever“ wecken Erinnerungen an Youngs beste Anfangsjahre. Da kommen einem die formidablen Werke „Harvest“ (1972) und „Harvest Moon“ (1992) in den Sinn.

Klar, auch auf dem neuen Silberling gibt sich der zwar in Toronto geborene, aber seit den 60er Jahren in Kalifornien lebende Young kämpferisch wobei die meisten Songs sich an der US-Politik orientieren und die Lage der amerikanischen Nation reflektieren. Begleitet wird er übrigens auf dem Album wie bei seinen Konzerten von der Band Promise Of The Real, in der die Söhne von Willie Nelson spielen.

Was bleibt als Fazit: Nun, „The Visitor“ ist ein recht ansprechendes Werk des Workaholic Neil Young. Und nicht nur das, es ist überdies sehr unterhaltsam. Unterdessen gab der Wahlamerikaner bekannt, dass man seine sämtlichen Alben derzeit kostenlos im Internet streamen kann. Bis auf weiteres, wie es heißt.

Neil Young & The Promise Of The Real: „The Visitor“ ist bei Reprise/Warner Music erschienen.

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