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Das Mosel Musikfestival schlägt 2018 ein neues Kapitel auf
Das Mosel Musikfestival schlägt 2018 ein neues Kapitel auf
„Industrie-Kultur“ ist das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2018, in dessen Rahmen das Mosel Musikfestival (MMF) seit 1991 stattfindet. Das Motto zielt insbesondere musikalisch darauf ab, zu zeigen, wie Komponisten in den vergangenen 200 Jahren auf eine immer stärker durch Wissenschaft und Technik geprägte Welt reagiert haben. Fortschritt und Innovation heißen die Stichworte dazu. In diesem Zusammenhang reiht sich durchaus auch der 200. Geburtstag jenes Trierers ein, in dessen Namen andere nach ihm die Welt veränderten: Karl Marx. Trier und die Mosel sind ja immer eine Reise wert. Nicht nur wegen des guten Weins, den es hier gibt. Im Sommer 2018 lockt auch die Karl-Marx-Landesausstellung in Trier mit ihrem umfangreichen Rahmenprogramm.
Doch bleiben wir beim Mosel Musikfestival, das diesmal faszinierende Einblicke der Musikgeschichte ermöglicht. Es bietet sozusagen Industriekultur hautnah, indem es an ungewöhnlichen Orten Industrie und Kultur in Dialog treten lässt. So findet der Auftakt der Reihe im historischen Dhronkraftwerk statt, wo an Leonard Bersteins 100. Geburtstag erinnert wird. Das Druckzentrum der Trierer Tageszeitung bildet die Kulisse für eines der Schlüsselwerke der zweiten Wiener Schule, daneben wird in einem Schnittholzlager, einer hochmodernen Stanzhalle, einem Busdepot und in einem Tabaklager konzertiert.
Das 33. Festival hat zudem einen neuen Intendanten: Tobias Scharfenberger, selbst Opernsänger, löst damit Hermann Lewen ab, den Erfinder des Mosel Musikfestivals, der es über 30 Jahre verstand, das Festival mit Hilfe hochkarätiger Künstler auch international zu etablieren.
Eröffnet wird das MMF am 13. Juli mit der Matthäus-Passion in der ehemaligen Abteikirche St Maximin in Trier. Ursprünglich von Bach geschrieben geriet das Werk in Vergessenheit und wurde von Mendelssohn Bartholdy neu entdeckt und bearbeitet. Das Werk, das vom Leiden und Sterben Christi erzählt, wurde 1727 in der Thomaskirche in Leipzig uraufgeführt und stellt einen Höhepunkt protestantischer Kirchenmusik dar. Die gekürzte Fassung dirigiert Professor Ralf Otto in St. Maximin. Es singt der renommierte Mainzer Bachchor in Begleitung der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern.
Insgesamt mehr als einhundert Veranstaltung stehen auf dem Programm des MMF, darunter viele hochkarätige Konzerte. In der Maschinenhalle des Dhronkraftwerks Leiwen, umgeben von Dynamos, Schaltpulten, Hebeln und riesigen Anzeigern spielt zum Beispiel das Sonic Art Saxophonquartett. Die imposante Druckhalle im Druckhaus des Trierischen Volksfreund bietet die Kulisse für das Konzert mit dem Minguet Quartett und der Sopranistin Adreana Kraschewski mit u. a. Mozarts Streichquartett in G-Dur. Eine Rarität ist das Pedalklavier. Mozart und Schumann liebten es. Es ist ein Tasteninstrument, das ähnlich wie bei der Orgel, mit einer Pedalklaviatur ausgestattet ist. Im 19. Jahrhundert geriet es in Vergessenheit. Mit über fünf Oktaven, drei Registern und 37 Pedalen verfügt es über sagenhafte Klangfarben und viele Nuancen. Roberto Prosseda stellt das Potenzial des Instrument bei einem Konzert im Barocksaal von Kloster Machern (29.Juli) in Bernkastel-Kues vor.
Bach ist Anfang und Ende aller Musik. Pianist Kit Armstrong und Bariton Thomas E. Bauer setzen sich in ihren Programm mit dem Barockkomponisten auseinander. Die Reflexionen über Bach finden am 11. August in der Pfarrkirche St. Paulin in Trier statt.
In die atemberaubende Welt der Klarinette entführen Friederike Roth und das Berolina Ensemble in das nagelneue Bürgenhaus in Leiwen (14. August).
Am 30. August heißt es ab 21 Uhr „Nachts in der Basilika“. In der Konstantinbasilika in Trier dirigiert Nigel Short sein 20-köpfiges Ensemble. Der ehemalige Sänger der berühmten King’s Singers stellt mit seinem Ensemble u.a. Musik von Elgar, Tavener Parry und Schönberg vor. Im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais in Trier verzaubert Jamina Gerl (Piano) mit poetischen Momenten. Die Klaviermatinee steht am 16. September auf dem Programm.
Längst hat der international bekannte Theater- und Filmschauspieler Dominique Horwitz in Trier nicht zuletzt dank seiner gefeierten Auftritte als Interpret von Chansons Jacques Brel eine große Fangemeinde. Gemeinsam mit den Musikern der lautten compagney, der Sopranistin Marielou Jacquard und der Puppenspielerin Suse Wächter hat der Schauspieler Songs und Bühnenmusiken aus der Shakespeare-Zeit einstudiert und sie in eine famose musikalische Revue verwandelt. Zu hören am 16. September im Trierer Theater.
Der Schlussakkord des Festivals wird in der prächtigen Kulisse des Trierer Doms am 3. Oktober stattfinden. Es singt ein hochkarätiges Solistenensemble und das Orchester L’arte del mondo konzertiert auf historischen Instrumenten. Domchor, Kathedraljugendchor und der Institutschor Kirchenmusik der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien musizieren unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Kiefer. Aufgeführt wird das Oratorium Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Neben der Klassik kommt auch der Jazz und die Popmusik beim Festival zum Zuge. Der Gitarrist Ferenc Snetberger ist ebenso mit von der Partie wie die Jazzer von Echoes of Swing, Bariton Thomas Quasthof mit seinem Duo-Partner Frank Chastenier (Piano).
Hinzu kommen Openair-Picknickkonzerte mit Helen Schneider (26. Juli) sowie Anthony Strong mit seiner Band (27. Juli) in den Moselauen in Bernkastel-Kues.
Einen Leckerbissen der besonderen Art versprechen die Weinklang-Veranstaltungen in den Weingütern Markus Molitor (23. August) in Bernkastel-Kues, Von Othegraven (28./29. August) in Kanzem und Van Volxem (4. September) in Wiltingen.
Foto: Mosel Musik Festival