Anouar Brahem: Ein Magier der Entschleunigung

Anouar Brahem: Ein Magier der Entschleunigung

Der tunesische Oud-Virtuose und Komponist Anouar Brahem ist ein musikalisches Phänomen. In den vergangenen 25 Jahren veröffentlichte er zehn Alben, die ihn als einen der originellsten Musiker des angesehenen Labels ECM ausweisen. Ihn stilistisch einzuordnen, fällt schwer. Fest steht allerdings, dass er ein Magier der Entschleunigung ist. Das zeigt sich auch auf seinem neuen Album „Blue Maqams“, das er mit drei weiteren absolut brillanten Improvisationskünstlern dem Pianisten Djano Bates, dem Bassist Dave Holland und dem Schlagzeuger Jack DeJohnette in den New Yorker Avatar Studios aufgenommen hat. Produziert wurde es von ECM-Chef Manfred Eicher.

Für Anouar Brahem und Dave Holland stellt das Album eine Wiedervereinigung dar: Sie arbeiteten vor 20 Jahren auf dem allseits gelobten Album „Thimar“ zusammen. Brahem und Jack DeJohnette begegnen sich hier zum ersten Mal, Holland und DeJohnette allerdings waren in den letzten Jahrzehnten häufig Partner, angefangen mit ihrer bahnbrechenden Arbeit für Miles Davis.

Brahem spielt die arabische Knickhalslaute in maghrebinisch-ägyptischer Tradition bzw. der andalusisch-maurischen Musikschule Córdobas, auf die wiederum die europäische Lauten- und Gitarrentradition zurückgeht. Die orientalischen Wurzeln sind dabei unverkennbar.

Es geht ihm vor allem um melodische Linearität und die dabei entstehende Magie des Klangs. So wirkt Brahems Musik oft hypnotisierend und introspektiv, hat dabei aber eine enorme innere Spannung und Intensität. Wobei zu sagen ist, dass er sich auch verstärkt auf den Jazz zubewegt. Kaum jemand sonst lässt die bundlose, doppelchörige Kurzhalslaute Oud mit dem abgeknickten Wirbelkasten so herrlich trocken klingen wie Brahem.

Fazit: Exotisch, geheimnisumwölkt und pulsierend ist diese Musik, die angenehm entspannt daherkommt. Großartig!

Anouar Brahem: „Blue Maqams“ ist auf dem ECM-Label erschienen.

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