Galaktische Musik von Sun Ra in einer „Singles“-Box

Galaktische Musik von Sun Ra in einer „Singles“-Box

Die einen hielten ihn für genial, die andern für einen Scharlatan: Sun Ra (1914-1993) war der wohl umstrittenste Jazz-Musiker der 50er, 60er und 70er Jahre. Außer Zweifel steht aber auch: Er ist eine der schillerndsten Figuren des Jazz. Futuristische Kostümierung und Show gehörten ebenso zu seinen Konzerten wie das freie Gestalten im orchestralen Rahmen und der philosophische Überbau der „space music“.

Unbestritten ist: Von seinen Auftritten zehrt die afroamerikanische Popkultur bis heute.

Kürzlich ist eine Box mit Musik des Meisters, der eigentlich Herman Sonny Blount hieß, erschienen. Die vom britischen Label Strut verlegte „Singles“-Box enthält alle 45er, die Sun Ra während seiner beeindruckenden Karriere von 1952 bis 1991 veröffentlich hat. Darunter fallen sämtliche Saturn-Veröffentlichungen, geplante 7″es, posthume Kleinformate und Magazinbeileger. Dem Ganzen liegt eine bemerkenswerte Archiv- und Sammelarbeit zugrunde, denn die meisten der Singles wurden – ähnlich wie Ras LPs – nur in Kleinstauflage produziert.

Damit ist die Kollektion nicht nur die vollständigste und umfassendste ihrer Art, sie bringt auch rund 65 Stücke in einen selbst für Sun Ra-Spezialisten ungekannten Zusammenhang – nicht wenige der Songs werden zum ersten Mal seit der Originalpressung wieder veröffentlicht. Entsprechend breit gefächert sind die Aufnahmen. Sie stammen zwar überwiegend aus den Fünfzigern, dennoch zeichnen sie von Rezitationen über Einspielungen mit Vokalgruppen aus Chicago bis zu den Blues- und Jazz-Songs des Arkestra die Entwicklung dessen nach, was als „Space-Bop“ Jazzgeschichte schrieb.

Für die Wiederveröffentlichung wurden die Originalstücke aus dem Sun Ra-Archiv in Chigaco remastered. Die Box ist mit Fotos, Artwork, einem Interview mit Saturn-Gründer Alton Abraham, Kommentaren von Francis Gooding sowie ausführlichen Songinformationen und Session-Details von Paul Griffiths versehen.

Übrigens: Das Sun Ra Archestra ist bis heute eine Institution, und auch 24 Jahre nachdem sein Leiter sich in Richtung Saturn verabschiedet hat, spielt seine Bodenmannschaft diese unnachahmliche Mischung zwischen Vintage-Elektrosounds und High-Energy-Jazz.

Sun Ra: „Singles 1952 – 1991“ ist auf dem Strut-Label erschienen.

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