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Miroslav Vitous: Frühphase von Weather Report
Miroslav Vitous: Frühphase von Weather Report
Miroslav Vitous gehört neben Joe Zawinul und Wayne Shorter zu den Gründungsmitgliedern der legendären Jazz-Rock-Formation Weather Report. Fast vier Jahre lang – von der Gründung 1970 bis Ende 1973 – war der tschechische Musiker Miroslav Vitous dabei. Mit seinem neuen Album „Music Of Weather Report“ widmet sich der gebürtige Prager Bassist diversen Songs seines ehemaligen Ensembles. Dazu hat er sich mit herausragenden Musikern umgeben.
Zum einen mit den beiden Saxofonisten Gary Campbell und Roberto Bonisolo, zum anderen dem Keyboarder Aydin Esen und den zwei Schlagzeugern Gerald Cleaver und Nasheet Waits. Alle haben die Weather Report-Originale sorgfältig studiert und typische Wendungen heraus gearbeitet. Sie kombinieren sie in einem neuen, weitaus weniger rockorientierten, eher frei fließenden Kontext. So gesehen könnte man Vitous’ neueste CD auch als kritischen Kommentar zur derzeitigen Weather-Report-Nostalgie bezeichnen. Soll heißen: Vitous wird zu keinem Moment zum Restaurator des Vergangenen.
Anzumerken wäre noch, dass gerade die frühe Phase der „Wetter-Reporter“ unter seiner Mitwirkung eher für eine experimentelle Offenheit steht. Die Musik auf dem Album würdigt deshalb nicht die „Hochphase“ der Band, in der unter Mitwirkung des E-Bassisten Jaco Pastorius Meilensteine wie „Black Market“ oder „Heavy Weather“ entstanden. Nein, die aktuelle Vitous-CD beschäftigt sich mit der Frühphase.
Kreativ und spielfreudig geht das Sextett zu Werke. Nostalgie lassen die Musiker dabei gar nicht erst aufkommen. Eher spinnen sie den Faden weiter, setzen auf kreatives Weiterdenken und auf improvisatorische Freizügigkeit. Dabei erobern neue, denkbar freie Strukturen den Raum und die psychedelisch angehauchten E-Bass-Läufe und die unbeschreiblichen Sirenengesänge auf dem gestrichenen Bass, teils in hohen Registern, tun ein Übriges. Insgesamt zehn Songs haben Miroslav Vitous und Band für „Music Of Weather Report“ auserkoren, darunter Klassiker wie „Birdland“, „Scarlet Woman“, „Seventh Arrow“ und das Wayne-Shorter-Original „Pinocchio“.
Fazit: Dies ist kein klassisches Tribute- oder Coveralbum der größten Weather-Report-Songs, sondern eine kluge Auswahl von Titeln präsentiert in einem völlig neuen Kontext. Mit „Music Of Weather Report“ gelingt Miroslav Vitous ein großartiger Rückblick auf die Anfangsjahre dieser legendären Band.
Miroslav Vitous: „Music of Weather Report“ erschienen auf dem Label ECM