„Radio Vienna“: So klingt das neue Wien

„Radio Vienna“: So klingt das neue Wien

Wien, Wien nur du allein… Ja, Wien hat was, vor allem wenn es um Kultur geht. Um Theater, Museen und natürlich Musik und da wiederum zuvorderst die Klassik. Aber auch in der populären Musikwelt weiß Österreichs Musikszene zu glänzen. Unter dem Albumtitel „Radio Vienna“ hat die bayrische Musikjournalistin Dagmar Golle kürzlich einen Streifzug durch die aktuelle Musikszene Wiens unternommen. Und fürwahr gibt es da viele Perlen zu entdecken.

Wir Älteren kennen noch die Zeiten in denen Wolfgang Ambros, Georg Danzer oder Falco die deutschen Charts eroberten. Jetzt sind andere Namen en vogue die mit viel Wiener Schmäh in die Fußstapfen der Pioniere des Austropop treten. Und so finden sich auf dem Sampler „Radio Vienna – Sounds from the 21st Century“ eine beachtliche Anzahl bemerkenswerter Musikschaffender aus der Donaumetropole. Golle hat einen bunten Strauß von Musik diverser Künstler zusammengestellt. Mundartpoeten, Jazztalente und die Wiener Weltmusikszene geben sich ein Stelldichein.

Ohne stilistische Scheuklappen entwickeln manche Mundartpoeten eine ganz neue Art Wiener Lied, wie etwa das lässig daherkommende Quintett 5/8erl in Ehr’n, dessen austro-englische Soulphantasien wunderbaren Ohrwurmcharme besitzen.

Viele Genres und Richtungen sind vertreten zwischen akustischem Souljazz, Balkan-Flair, entschleunigter Poesie und humorig-morbiden Schmäh. Im zweisprachigen Booklet (deutsch/englisch) werden Bands und Künstler wie Willi Landl, die Donauwellenreiter, das Alex Miksch Trio, Martin Klein, Schmieds Puls oder Fatima Spar & Das Jazzorchester Vorarlberg ausführlich vorgestellt. Eher eigenwilligen Ethno-Jazz bieten die bosnische Sängerin Nataša Mirković und ihr serbischer Kontrabassist Nenad Vasilić, indem sie die Yugo-Rock-Schlager der 1970er und 80er Jahre ganz puristisch interpretieren. Zur Wiener Szene als beispielhaftem Schmelztiegel diverser Balkantraditionen passt auch der Albaner Orges Toçe mit einer Stimme, die Tom Waits nicht unähnlich ist. Zwischendurch kehrt das Trio Lepschi mit einem Augenzwinkern zurück zum eher verständlicheren, zeitgenössischen Wiener Fiaker-Lied. Insgesamt 20 Tracks bieten einen eindrucksvollen Einblick in die bunte Musikszene Wiens. Klingt wirklich gut dieses Sammelsurium an jungen Talenten. Äußerst hörenswert!

Various Artists: „Radio Vienna – Sounds from the 21st Century“ ist bei Galileo Music erschienen.

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