Zurückgenommen. Leise. Aber auch kraftvoll, melodisch und ausdrucksstark: So präsentieren sich die acht Songs und vier Interludes auf „Naked“, dem neuen Album des Pianisten Lars Duppler. Kein typischer Jazz, kein klischeehaftes zitieren klassischer Werke: Duppler ist ein Gratwanderer, Grenzgänger, ein Kombinierer und Verstricker.

Nonchalant kombiniert er Klangfarben, Akkordfolgen und Melodien zu einem zeitgenössischen, ureigenen Sound – irgendwo zwischen Spätromantik und Jazz aus der Jetzt-Zeit. Aufgenommen wurde „Naked“ im Sendesaal des Deutschlandfunks in Berlin.

Für den Künstler, der sowohl als Solo-Pianist als auch aus seiner musikalischen Zusammenarbeit, zum Beispiel mit Nils Wülker oder Niels Klein auf sich aufmerksam machte, waren die Arbeiten am neuen Longplayer ein neuer Schritt: „Ich wurde ganz pur auf mein Spiel zurückgeworfen“, beschreibt Lars Duppler diese Zeit, in der er ganz auf sich allein gestellt am Flügel saß.

Einziges weiteres „Hilfsmittel“: Ein original „Bandecho“-Effektgerät aus den 1970er Jahren, das für die vier Interludes auf „Naked“ zum Einsatz kam. Die historische, komplett analoge Technik entstand lange vor der Erfindung des MIDI-Standards und muss komplett manuell bedient werden – während des Spiels, versteht sich. Neben dem typischen Rauschen, das die Tontechniker aber sehr gut kompensieren konnten, ist hier und da ein ebenfalls bauartbedingtes, leichtes Leiern zu hören. Und trotzdem klingen die vier nach den Grundfarben benannten Interludes großartig, warm, positiv. Und ein ganz kleines bisschen Retro. Die „Klang-gewordene Entschleunigung“ sozusagen.

Unter den Songs des Albums finden sich sechs Eigenkompositionen sowie zwei wirklich beachtenswerte Cover, darunter Irving Berlins „How Deep Is The Ocean“ und das komplex-improvisative „My Favourite Things“ aus der Feder von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II. Weitere Anspieltipps: Das nachdenklich-zurückgenommene „Folksong“ und das echo-geladene Interlude „Red“.

Übrigens: Im März geht Lars Duppler auf Album-Release-Tour und macht unter anderem in Berlin, Hamburg und dem Rheinland Station.

Lars Duppler: „Naked“ erschienen bei GLM Music / Edition Collage