Frank Sinatra zum 100. Geburtstag: „I Did It My Way“

Frank Sinatra zum 100. Geburtstag: „I Did It My Way“

Bis heute bewegt und inspiriert Frank Sinatra, ohne Frage ein Künstler von epochaler Bedeutung, die Menschen. Am 12. Dezember wäre er 100 Jahre alt geworden. 1915 geboren, wuchs Francis Albert Sinatra auf der falschen Seite des Flusses, in Hoboken, New Jersey, heran, als ein dünner Knabe mit abstehenden Ohren.

Mutter und Vater waren arme italienische Einwanderer. Auf der anderen Seite des Hudson River, lag das aufregende Traumziel New York. Mit 15 fliegt er von der Schule wegen Rowdytums.

Musik war sein Ding, Bing Crosby sein großes Vorbild. Mit einem Megafon sang er in den Bars seiner Heimatstadt. Mit eigener Band gewann er den ersten Talentwettbewerb. Seine Karriere war vorgezeichnet. Und es sollte eine Weltkarriere werden. Im Februar 1939 heiratete er Nancy Barbato. Aus dieser Ehe ging 1940 seine Tochter Nancy Sinatra hervor. Ihr folgten 1944 Sohn Frank Sinatra jr. und 1948 Tochter Tina.

Sinatra begann als Sänger in den Bands von Harry James und Tommy Dorsey. Der Mann mit den stahlblauen Augen (deshalb der Kosename „Ol’ Blue Eyes“) und einer Stimme, die in den 40er Jahren manchem Teenager eine glückselige Ohnmacht bescherte, wurde er vor allem in der Swing-Band von Tommy Dorsey zum Star. Für den Posaunisten war die stürmische Reaktion des Publikums, sobald der damals schlaksige Beau auftrat, so unbegreiflich, dass er fast seine Einsätze verpasste.

Die gegenseitige Bewunderung gipfelte in Sinatras Statement, dass er bei Dorsey alles lernte, was für seinen Gesang brauchte. Chicago, New York und Hollywood: hier nahmen die beiden von 1940 bis 1942 für das RCA-Label Bluebird die Platten auf, die zu den schönsten Beispielen des Swing zählen und zur Mythenbildung von „The Voice“ beitrugen. Die in geschliffenen Arrangements gefassten Standards wie „Imagination“, „Stardust“, „Night And Day“ und „Blues Skies“ bekamen durch Sinatras gefühlvollen Bariton ein besonderes Flair. Wenn man Sinatra nur an seinen Megahits wie „New York, New York“ und „My Way“ misst, vergisst man einen Entertainer, der seine Fans in vielen Perioden seiner Laufbahn verwöhnte.

Seine Stimme war überall, und sie wurde sein Name: „The Voice“. „Frankieboy“ nannten ihn seine jungen Verehrerinnen, die „Bobbysoxers“ (mit ihren weißen Söckchen), die vor dem New Yorker Paramount sehnsüchtig auf ihn warteten.

Vor allem während und kurz nach dem Krieg war er eine Stimme für Millionen und löste als erster Massenphänomene aus. Die Mädchen rissen ihm die Kleider vom Leib; die Kellner verkauften seine Zigarettenstummel für zehn Dollar das Stück; und manch einer sammelte seine Fußabdrücke im Schnee, um sie dann im Eisfach aufzubewahren. Nicht einmal Bing Crosby hatte eine solche Welle der Begeisterung auslösen können, wie es nach ihm nur noch Paul Anka, Elvis Presley und die Beatles schafften.

Frank Sinatra wollte alles – und bekam es. Er dominiert die Bühne und ist ein Frauenheld. Duke Ellington schwärmt: „Ich glaube, Frank Sinatra, diese einzigartige Persönlichkeit, ein Nonkonformist auf Biegen und Brechen, hat nie jemanden kopiert. Jedes Stück, das er singt, ist verständlich und glaubhaft.“ Und Miles Davis: „Ich hab damals viel über Phrasierung gelernt, indem ich mir Frank genau anhörte.“ Frank Sinatra ist also auch ein Idol unter Kollegen. Aber er erreichte vor allem die Massen. Mit über 1.300 Songs, 60 Filmen, neun Grammys und einem Oscar sprengt er alle Rekorde der Unterhaltungsbranche. Er war Sänger, Kinostar, TV-Entertainer, Großunternehmer und galt als Verfechter der amerikanischen Integration. Sein Weg war aber auch gezeichnet von privaten Skandalen und politischen Affären.

Anfang der 50er Jahre beginnt sein Stern zu sinken. Die Swing-Ära war vorbei, und damit vorerst auch seine große Zeit. Das konservative Amerika lässt ihn fallen. Seine Frau Nancy reichte die Scheidung ein. Seine Plattenfirma wollte ihn loswerden, und Hollywood ließ ihn abblitzen. Man beschuldigte ihn erstmals für die Mafia zu arbeiten, und plötzlich standen andere Musiker im Rampenlicht: Frankie Laine, Tony Bennett, Perry Como oder Nat King Cole und Johnny Ray.

Doch Frank Sinatra, dieses Stehaufmännchen, ließ sich nicht beirren. Aus den Niederlagen ging er gestärkt hervor. Der neue, der reife Sinatra packte die Wende. Plötzlich ging es wieder bergauf. Aber erst einmal musste er wieder von vorne anfangen. Für 8.000 Dollar Gage spielte er den Soldaten Maggio in „Verdammt in alle Ewigkeit“, bekam einen Oscar. Es folgten weitere Filme. Seine Rollen in Minnellis „Verdammt sind sie alle“, Premingers „Der Mann mit dem goldenen Arm“ oder Frankenheimers „Botschafter der Angst“ standen ihm besser zu Gesicht als all die Verführer und Draufgänger, die er sonst spielte.

Er wechselte zur Plattenfirma Capitol, musste die Produktionskosten selbst zahlen, nahm das Album „In the Wee Small Hours“ auf, und danach wusste die Welt, warum die Langspielplatte erfunden worden war. Ja, Sinatra hat der Nachwelt Platten hinterlassen, die wie Medizin wirken können. Denken wir nur an „Songs for Swingin’ Lovers“ oder „Autumn in New York“.

Und bis heute gilt: „Only The Lonely“ auflegen, wenn du down and out bist, und du sparst den Psychiater.

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere in den 1960er Jahren, unterstützte er die Bürgerrechtsbewegung von Martin Luther King, setzte sich für Minderheiten ein. Ebenso unternahm er 1962 eine komplett auf eigene Kosten finanzierte Welttournee zugunsten verschiedener Kinderhilfsprojekte.

Mit Dean Martin, Sammy Davis jr., Peter Lawford und Joey Bishop revolutionierte er als „Rat Pack“ das Entertainment und prägte das Bild des Unterhaltungsmekka Las Vegas. Man hatte zusammen tatsächlich eine Menge Spaß. Die Nächte waren heiß und wild. Der Whiskey floss in Strömen und „Miezen“ gab es reichlich. Den mittlerweile eher abgestandenen Charme der „Rattenbande“ fasste damals Sinatras dritte Ehefrau Mia Farrow ganz gut zusammen: „Alles was sie können ist dreckige Geschichten erzählen, Möbel zertrümmern, die Hintern der Kellnerinnen zwicken und auf Pferde wetten“.

Sinatras Vita umgab eine mythische Aura: neben den zahllosen Affären, Mafia- und Kennedy-Beziehungen, gibt es auch Skurriles zu berichten. So soll er mindestens dreimal täglich geduscht haben, er verzockte gern mal 100.000 Dollar an einem Abend, und er soll zeitweise 100 Toupets und 80 Hüte besessen haben, um seine Halbglatze zu verbergen. Nach dem offiziellen Karriere-Ende 1971 und dem Comeback 1973 war er schließlich doch wieder der große Star, auf den die Welt mit Bewunderung schaute. Er ging nochmals auf große Tournee.

Und was bleibt von „Ol’ Blue Eyes“? Wieso ist er mehr als 50 Jahre lang der Superstar? Ein wichtiger Erfolgsfaktor sind sicherlich seine Begleitorchester. Hinter einem Sinatra agiert immer nur die Creme de la Creme: Gordon Jenkins, Billy May, Tommy Dorsey, Nelson Riddle. Wenn Frankie singt, swingt er. Viele Standards sind erst durch ihn solche geworden. Was immer er anfasste, es hatte Klasse. Sinatra war eine singuläre Persönlichkeit des Showbiz. Am 14. Mai 1998 fällt sein letzter Vorhang. „The Voice“ stirbt nach langer und schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren.

Frank Sinatra auf arteAuf arte läuft ein Schwerpunkt unter dem Motto: Happy Birthday Frank Sinatra: Frank Sinatra – Die Stimme Amerikas (Dokumentarfilm) 13.12., 21.45 Uhr, Frank Sinatra – All Or Nothing At All (1+2) Dokumentarfilm ( 23.12.) ab 20.15 Uhr

Schreibe einen Kommentar