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Matthias Tschopp bietet Miró für die Ohren
Matthias Tschopp bietet Miró für die Ohren
Moderne Kunst gespielt als Jazz? Geht so was denn? Aber ja. Wenn man es so geschickt anstellt wie der Schweizer Bariton-Saxophonist Matthias Tschopp, dann funktioniert das sehr wohl. Jedenfalls wirkt die Geschichte überaus kreativ, originell, farbig.
Und die Geschichte geht so: Der Jazzmusiker vertont mit seinem neuen Projekt „Matthias Tschopp Quartet plays Miró“ Bilder des katalanischen Malers Joan Miró (1893-1983). Die Absicht dahinter: Dem Publikum soll sich so ein neuer Zugang zur zeitgenössischen Jazzmusik erschließen, indem Mirós Bilder mit ihren Farben und Figuren, die Klänge untermalen und eine besondere Imagination schaffen.
Die Idee, Jazz und Malerei programmatisch zu verknüpfen, kam Matthias Tschopp während eines Studienaufenthaltes in Barcelona bei einem Besuch der berühmten Fundació Joan Miró. Und in der Tat ist es ihm mit seinem Quartett – mit dem Pianisten Yves Theiler, dem Bassisten Raffaele Bossard und dem Schlagzeuger Alex Huber – gelungen eine Symbiose zwischen Bild und Klang herzustellen.
Herzstück des Albums ist das zehnminütige „The Skiing Lesson“ und es zeigt exemplarisch, dass die Musik zwar von Gemälden Mirós inspiriert wurde, aber auch durchaus für sich alleine stehen kann. Noch ein Wort zum herausragenden Booklet: ein Top-Produkt, denn jedes der Bilder, die den neun Kompositionen gegenüber stehen, sind auf Hochglanzpapier und in ansprechender Größe abgebildet, dazu farbig reproduziert. Und so kann man mit Fug und Recht von einem Ohren und Augenschmaus sprechen. „Die Vorgehensweise war bei allen Werken anders“, erklärt Matthias Tschopp das Ergebnis seiner Arbeit. Manchmal habe er zu jedem Objekt des Gemäldes ein passendes musikalisches Pendant gesucht. In anderen Fällen drücke das Musikstück die Stimmung des Bildes aus. Am Ende werden Farben zu Akkorden, Linien zu Melodien, Kleckse zu Geräuschen und leere Flächen zu Stille. Das musikalische Spektrum reicht von wunderbar klangmalerisch-lyrischen Balladen bis hin zu wilden Eskapaden.
Und warum fiel die Wahl auf Miró? „Seine Bilder sind abstrakt, aber nicht in einem strengen Sinn, sondern organisch – sie haben Tiefe und Leichtigkeit“, begründet der Bandleader seine Wahl. Und diese Attribute gelten auch für seine Musik.
Matthias Tschopp Quartet plays Miró, erschienen bei Unit Records.