Apple Music: Is this the end of the world as we know it?

Apple Music: Is this the end of the world as we know it?

Vielleicht. Zumindest mal, was den Musikvertrieb angeht. Denn der 30. Juni 2015, der Tag an dem Apple Music gestartet ist, markiert einen Wendepunkt für die Art und Weise, wie wir künftig Musik beziehen, finden und hören. Das Neue ist nicht das Streaming selbst. Denn das können Spotify, Deezer, Napster & Co mindestens genau so gut wie das Produkt aus Cupertino. Das Neue ist, wie es Apple einmal mehr geschafft hat, die Musik zum selbstverständlichen Teil seines Ökosystems zu machen und sie nahtlos in die bestehende Umwelt zu integrieren. Und zwar ganz gleich, ob unterwegs oder am Rechner. Genau das könnte bei einem nahezu austauschbaren Produkt – das Musikangebot der einzelnen Wettbewerber ist bis auf wenige Ausnahmen und ein paar Ausreißer ziemlich deckungsgleich – das entscheidende Argument für alle diejenigen sein, die hardwaretechnisch schon in der „Apple-Welt“ zuhause sind, bislang aber noch mit dem Thema Streaming hadern. Weiterer – aber vom Wettbewerb problemlos kopierbarer – Pluspunkt für das Produkt aus Cupertino ist die Option, ein Abo für bis zu sechs Familienmitglieder zum Preis von 15 Euro pro Monat abzuschließen.

Klar, könnte man nun dagegenhalten, das allein wird keinen überzeugten Spotify-User dazu bewegen, den Streaming-Anbieter auf den Prüfstand zu stellen. Zumal es sicher keine Importfunktion für Playlisten geben wird, die den Wechsel erleichtern würden. Aber auf Dauer wird die Bequemlichkeit und die Nutzererfahrung in einem sonst fast identischen Angebot siegen. Man darf gespannt sein, ob es Apple gelingen wird, diesen elementaren Punkt auch in der im Herbst erscheinenden Android App von Apple Music umzusetzen. Denn da dürften die Kalifornier nur ein weiterer Streaming-Anbieter von vielen sein.

Dennoch: Für alle, die ihre Musiksammlung jahrelang gepflegt haben, die Cover seltener CDs nicht gefunden und gescannt oder Tracklisten manuell in den Rechner getippt haben, für diejenigen schmerzt es schon ein wenig, dass die eigene Musik mit Apple Music nun auf einen Schlag nutzlos geworden zu sein scheint.

Es gibt sie natürlich weiterhin. Aber wer braucht sie jetzt noch? Fast kommt man sich ein wenig lächerlich vor, dass man so viele Stunden – und so viel Geld – in etwas investiert hat, was für zehn Euro im Monat nun Allgemeingut geworden ist. Das scheint wohl dazuzugehören, zur schönen neuen Musikwelt. Aber: Ich bin nicht der Einzige, dem es so geht. In diesem Zusammenhang sei beispielsweise der kürzlich bei www.meedia.de erschienene Artikel „Meine Stunde Null als Musiknostalgiker“ von Nils Jacobsen empfohlen.

Doch will ich diese Einschätzung nicht beschließen, ohne Kritik zu üben: Denn auch wenn Apple Music gerade im Bereich der Independent Label ganz gut aufgestellt scheint, so gibt es doch hier und da noch Musik, die ich online nicht finden konnte. Grundsätzlich kein Problem, denn die Musik auf der Festplatte ist natürlich noch abspielbar. Wenn sie jedoch in einer Playlist auf dem Rechner ist, kann ich sie nicht mit Songs aus dem Stream ergänzen oder die Playlist zumindest in den Stream exportieren. Hallo Apple: Das wäre mir ein großes Anliegen! Weiterer Wermutstropfen: Wie erwartet blieb die grundsätzliche Überarbeitung des etwas in die Jahre gekommenen iTunes im Zuge von Apple Music aus. Denn das Gesamtsystem wirkt durch die zahlreichen neuen Features leider etwas überfrachtet.

Zwischenfazit: Apple hat – trotz kleiner Schwächen – geliefert. Ich bin gespannt auf die ersten Zahlen zu neuen und abgeworbenen Nutzern. Im Sinne eines guten Wettbewerbs (von dem ganz nebenbei alle Kunden, auch die Apple Fanboys etwas haben) wäre es sicher fatal, wenn das eintritt, was Ende Juni auf den Sozialen Kanälen mit „Happy Spotify-loses-all-of-their-customers-day“ herbeigepostet wurde. Dann bleibe ich vielleicht doch lieber bei meiner Musik auf dem Rechner…

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