Rhiannon Giddens: Eine große Entdeckung

Rhiannon Giddens: Eine große Entdeckung

Ihr derzeitiger Produzent, der großartige T-Bone Burnett, stellt sie in eine Reihe mit Odetta oder Mahalia Jackson. „Schon, als ich sie zum ersten Mal bei den Proben hörte, war mir sofort klar, dass Rhiannon Giddens in einer Reihe mit großen Sängerinnen wie Marian Anderson, Odetta, Mahalia Jackson oder Rosetta Tharpe steht“, erinnert sich Burnett. Und fürwahr, Rhiannon Giddens ist Amerikas nächste große Frauenstimme. Das Solo-Album „Tomorrow Is My Turn“ der 37-jährigen Bluegrass-Musikerin aus Greensboro, North Carolina, lässt keinen Zweifel aufkommen, dass sie das Zeug dazu hat eine ganz Große zu werden.

In Folk- und Countrykreisen ist sie schon länger ein Begriff, denn mit ihrer Band Carolina Chocolate Drops verleiht sie dem Bluegrass neuen Glanz. Als Leadsängerin, Fiedlerin und Banjospielerin hat sie bereits vor fünf Jahren einen Grammy-Award gewonnen – für „Genuine Negro Jig“ als „Best Traditional Folk Album“. Eigentlich ein altmodischer Album-Titel. Aber er macht Sinn. Denn er soll daran erinnern, dass die heutzutage scheinbar blütenweisse Bluegrass-Tradition (ebenso wie das Banjo als Instrument) ursprünglich auch eine schwarze Vergangenheit hatte, bei oft vergessenen afroamerikanischen String Bands wie den Mississippi Sheiks.

Vor nicht allzu langer Zeit nahm T-Bone Burnett Rhiannon Giddens unter seine Fittiche. Er holte sie für das Tribute Konzert zum Coen Brothers Film „Inside Llewyn Davis“ auf die Bühne, beteiligte sie am Dylan-Projekt „Lost On The River: The New Basement Tapes“ und ließ es sich auch nicht nehmen, ihr Solodebüt zu produzieren. „Tomorrow Is My Turn“ ist eine Sammlung von Songs, die das Leben der Südstaatlerin Rhiannon Giddens maßgeblich beeinflusst haben. Der Titelsong stammt von einem Chanson von Charles Aznavour, im Original „Mourir d’aimer“, auf Englisch einst gesungen von der unvergesslichen Nina Simone.

Neben einem Remake des Traditionals „Black Is The Color“ sind noch weitere Coverversionen wie Hank Cochrans „She’s Got You“ (das durch Patsy Cline populär wurde), Dolly Partons „Don’t Let It Trouble Your Mind“, das durch die aus Kentucky stammende „Mother Of Folk“ Jean Ritchie berühmt gewordene „O Love Is Teasin’“ sowie Elizabeth Cottons „Shake Sugaree“ zu finden. Alle diese Perlen trägt Giddens in vortrefflicher Manier, souverän und selbstbewusst und mit einer unvergesslichen Stimme vor. Dabei bedient sie sich bezüglich ihres Repertoires aus den unterschiedlichsten Quellen der amerikanischen Populärmusik: Country, Gospel, Blues und Jazz. Entstanden ist ein fantastisches Album, dem man viele aufmerksame Hörer wünscht.

Rhiannon Giddens: „Tomorrow Is My Turn“ ist auf dem Label Nonesuch Records erschienen.

Schreibe einen Kommentar