Großartiges Debüt: „Dilation“ von den Grandbrothers

Großartiges Debüt: „Dilation“ von den Grandbrothers

Selten hat man solche Sounds aus einem Flügel gehört: So frisch, so innovativ, so harmonisch. Und: So kreativ! Klar, wird mancher Kritiker ansetzen, auch andere Künstler legen Papier oder Murmeln auf die Saiten, streichen mit der Hand darüber oder klopfen rhythmisch auf den Resonanzkörper. Alles schonmal dagewesen. Aber: Die Grandbrothers haben die Klangvielfalt des Konzertflügels zum Mittelpunkt ihrer Musik gemacht und heben sie dank kreativem Sequencer-Einsatz und Sampler auf ein ganz neues Niveau.

Mal tendieren die Arrangements eher in Richtung Electro, mal sind viele jazzige Einflüsse zu hören – und mal klingen die Songs verdächtig nach Chillout. Immer mit Anspruch, oft harmonieverliebt – und vor allen Dingen: Sehr abwechslungsreich. Dabei filtern, isolieren und dekonstruieren Erol Sarp und Lukas Vogel einzelne Klänge, zeichnen diese als Samples auf und fügen sie als Rhythmuselemente, Flächensounds oder Soundeffekte zu einem Gesamtkonstrukt zusammen. Während sich der eine auf das Piano fokussiert, widmet sich der andere den ausgefuchsten Klangtüfteleien am Rechner. Fast ein bisschen wie akustische Molekularküche. Folgerichtig heißt das Debütalbum auch „Dilation“, zu Deutsch: „Erweiterung“.

„KONZERTFLÜGEL AUF ANABOLIKA“

Und „Erweiterung“ ist auch so ziemlich genau das, was die beiden Musiker aus Düsseldorf und Wuppertal par excellence betreiben. Nicht die Melodien und Akkorde sind das Neue, sondern ihre bisher ungekannte Darreichungsform. Manchmal könnte man glatt vergessen, dass die Musik in ihrem Kern akustisch erzeugt ist, so außergewöhnlich und detailreich klingen die elf Songs auf „Dilation“. Um dem altehrwürdigen Konzertflügel die Sounds zu entlocken, haben Sarp und Vogel am und im Instrument verschiedene elektromechanische und vom Computer gesteuerte Hämmerchen befestigt, die auf den Resonanzkörper oder die Saiten des Flügels klopfen.

Fazit: Allen, die auf neue Sounds aus alten Instrumenten stehen, die musikalische Innovation begrüßen und ständig auf der Suche nach ungehörten Klängen sind – all denjenigen sei „Dilation“ wärmstens ans Herz gelegt. Anspieltipps: Die Singleauskopplung „Wuppertal“ und mein absoluter Favorit „Newton’s Cradle“.

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