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Talent trifft Qualität: Nina Attals „Wha“
Talent trifft Qualität: Nina Attals „Wha“
Blues? Funk? Jazz? Pop? Soul? Egal. Nina Attal ist gerade mal 23 Jahre alt. Die französische Singer-Songwriterin begann im Alter von sieben Jahren mit dem Singen, spielt nach einem kurzen, nicht wirklich von Erfolg gekrönten Klavier-Intermezzo seit ihrem zwölften Lebensjahr Gitarre und macht damit mitreißend groovende Musik.
Virtuos fegt sie durch die Genres. Ihre Stimme ist riesig, erinnert an Joss Stone. Attal selbst ist klein und quirlig.
Als Schülerin tingelte die Pariserin durch die Blues-Clubs ihrer Stadt, sammelte erste Fans. Hörbar bleibenden Einfluss haben Größen wie B.B. King, Soul-Queen Sharon Jones, Prince-Bassist Larry Graham, aber auch Lenny Kravitz oder Tausendsassa Prince selbst bei ihr hinterlassen. Im Alter von 15 Jahren überzeugte Nina Attal ihre Eltern davon, den Weg einer professionellen Sängerin einschlagen zu dürfen – eine weise Entscheidung.
2009 gewann sie fünf Preise beim Nachwuchswettbewerb des Pariser „Festival Blues Sur Seine“. Weitere Festivals in Frankreich folgten. Attal etablierte sich in der französischen Blues- und Jazzszene. 2011 erschien ihr Debüt-Album „Yellow 6/17“ mit Kompositionen von ihr und Philippe Devin.
Verschiedene Auftritte auf diversen europäischen Bühnen verschafften ihr auch außerhalb Frankreichs erste Bekanntheit. Diese weiter zu steigern, ist Attals erklärtes Ziel. So führte sie ihr Weg 2014 auch aufs 23. Aalener Jazzfest, wo sie am Freitagabend die Bühne im Künstler-Hotel über den Dächern der Stadt zum Beben brachte. Mit voller Wucht und ihrer unglaublich kraftvollen Stimme ging sie aufs Publikum los, sorgte im zum Bersten gefüllten Saal für Entzückung. Sie flirtete mit den Zuhörern, mischte sich der Enge trotzend musizierend unter sie. Charmant, freundlich, fröhlich – und dabei beeindruckend professionell.
Die Französin begeisterte an der Gitarre, wagte solide Abstecher ans Keyboard, brillierte am Mikrofon. Toll ist, dass sie sich dabei nicht verstellt.
Attal schlüpft in keine Rolle, gibt sich nicht schnödem Kopieren hin.
Sie entwickelt ihren eigenständigen Sound, vermittelt Authentizität. Dass einem dennoch Parallelitäten zu anderen Größen in den Sinn kommen, spricht für die Qualität der Künstlerin. Vor allem das fulminante Gitarrensolo am Ende ihres Gigs in Aalen blieb haften. Der Auftritt insgesamt hängte die Messlatte für die nachfolgende Saxofon-Göttin Candy Dulfer gewaltig hoch. Nina Attal und Band überzeugten. So sehr, dass man sich in der Stadt am Fuße der schwäbischen Alb schon jetzt wünscht, sie beim 24. Aalener Jazzfest (zweites November-Wochenende 2015) wiederzusehen.
Für alle, die nicht so lange warten wollen, empfiehlt sich der Gang zum Plattendealer beziehungsweise alternativ der Online-Kauf von Nina Attals Ende Oktober erschienenem zweiten Album „Wha“ (Skip Records). Das Album wurde gemeinsam mit Jerry Barnes, dem Bassisten von Nile Rodgers, und erneut Philippe Devin in den legendären Avatar Studios in New York aufgenommen. Beteiligt waren neben Barnes am Bass auch Drummer Steve Jordan (Eric Clapton) und Percussionist Bashiri Johnson (Michael Jackson).
Fender Rhodes und Bläsersätze reichen sich bei „Wha“ im Original die Hände. Die Gitarre wird hier zum Style-Garant. Attals Texte wechseln zwischen politisch und persönlich, ernst und wunderbar ironisch. Philosophisch-verträumt wird es bei „Good Guy“, in dem sie über Maler Keith Haring singt. Besonders funky kommt „Stop the Race“ daher. Eine Beziehung zwischen Freundschaft und Liebe thematisiert sie in „Bring Me Back My Love“. Attal zelebriert ihren Blues, zeigt ein unglaubliches Rhythmusgefühl. So entsteht ein explosiver Mix, der von massiven Basslines und einer herausragenden Stimme angetrieben wird – funky, rockig, ausdrucksstark.
Bei Nina Attal trifft Talent auf Qualität. Das Album geht unter die Haut. Dieser Satz gilt sogar für die Künstlerin selbst. Die hat sich den Albumtitel „Wha“ (benannt nach dem berühmten Greenwich Village Café) nämlich als Tattoo auf den linken Unterarm stechen lassen. Auf ihrem rechten Arm zeigt ein weiteres Tattoo indes das, was ihre Musik ausmacht: Es ist der „GROOVE“ – in Großbuchstaben, versteht sich. Groove on!