Auf „Lullaby“ stellt der norwegische Trompeter Mathias Eick sein frisch eingespieltes Quartett vor und präsentiert ein Programm, das dessen improvisatorische Qualitäten erneut in den Vordergrund stellt. Mit den ECM-Vertrauten Kristjan Randalu und Ole Morten Vågan an Klavier und Bass sowie Neuzugang Hans Hulbækmo am Schlagzeug werden zutiefst melodische Linien gespielt. 

Lullabys sind Wiegenlieder. Eigentlich sollen sie bewirken, dass Kinder einschlafen. Dies könnte auch mit den acht Lullabys von Mathias Eick gelingen. Wer indessen Musik mag und zuhören kann, den kann ihre beruhigende Grundstimmung zum Träumen oder Nachdenken, zum Zurücklehnen, Entspannen und Genießen verführen. Duftig zart sind die Stücke zunächst. Sie sind geprägt von tiefem gegenseitigem Verständnis. In den Melodien schwingt oft die skandinavischen Volksmusik mit.

In den überaus melodiösen Stücken von „Lullaby“ herrscht ein Gefühl absoluter Ungezwungenheit vor. Die Musiker wechseln fließend zwischen den Harmonien und entwickeln gemeinsam ein Momentum innerhalb der Formen. Den Titel „My Love“ hat der Trompeter seiner Frau gewidmet. Er spielte es ihr mit seiner Band zum ersten Mal an dem Tag vor, an dem er ihr den Heiratsantrag machte. Es ist eine markante Mid-Tempo-Jazznummer.

„May“ ist sicherlich eines der direkteren Stücke der Platte und hebt Eicks Solostimme hervor, während in „Hope“ die raumgreifende Dynamik des Quartetts im Vordergrund steht. Die pulsierende Schlussnummer „Vejle For Geir“ ist gleichzeitig einer der Höhepunkte des Albums.

Fazit: Der 1979 geborene Trompeter Mathias Eick ist einer der neuen Stars der norwegischen Jazzszene. Als stilistisch flexibler Musiker trat er schon in den verschiedensten musikalischen Kontexten in Erscheinung: etwa mit dem Trondheim Jazz Orchestra und der norwegischen Psychedelic-Rock-Band Motorpsycho. Klar ist auch: Mathias Eick ist das, was man ein musikalisches Allround-Talent nennt. Bis heute lässt er sich nicht auf einen Stil festlegen. Gut so!

Mathias Eick: „Lullaby“ ist auf dem Label ECM erschienen.