John Scofield: Trio bleibt unbestritten sein Lieblingsformat
John Scofield: Trio bleibt unbestritten sein Lieblingsformat
„Uncle John’s Band“ ist nach dem Grateful Dead-Song betitelt, der dieses inspirierte Doppelalbum beschließt und präsentiert den amerikanischen Gitarristen John Scofield in bester Verfassung. Sein Trio mit Vicente Archer und Bill Stewart beherrscht ein breit gefächertes Repertoire, das von Dylans „Mr. Tambourine Man“ bis zu Neil Youngs „Old Man“, von Leonard Bernsteins „Somewhere“ bis zu Miles Davis‘ „Birth of the Cool“-Klassiker „Budo“ reicht. Und Jazz-Standards wie „Stairway to the Stars“ und „Ray’s Idea“ stehen neben sieben Scofield-Originalen, die von Swing, Funk und Folk beeinflusst sind. Wie ein roter Faden zieht sich die enorme Improvisationsfreude des Trios durch das Programm.
Übrigens: Seit den späten 70er Jahren gibt es ein „John Scofield Trio“, und es bleibt unbestritten sein Lieblingsformat. Das neueste Doppel-Album „Uncle John’s Band“ präsentiert den dreifachen Grammy-Gewinner Scofield an der Gitarre zusammen mit Bassist Vicente Archer und Master-Drummer Bill Stewart. Das Sammelsurium an altehrwürdigen Jazzstandards, Rock- und Bluesklassiker, raffinierte Originalkompositionen von Scofield und spontanen Improvisationen ist, wie könnte es auch anders sein, erstklassig.
Gitarristisch ist Scofield auf seinem eigenen Stern zuhause. Seit seinem Auftauchen in der Jazzszene Mitte der Siebzigerjahre hat er sich längst einen Platz auf dem Olymp des Jazz erworben. Der US-Gitarrist gehört seit Mitte der 70er Jahre zu den bekanntesten Musikern des Jazz. Er hat mit Charles Mingus und Miles Davis gespielt. Mittlerweile hat er 50 Jahre Bühnenerfahrung. Keine Frage: John Scofield ist derzeit das Maß der Dinge in der Welt der Jazzgitarre. Demnächst wird er 72, seit fast 50 Jahren nimmt er Alben auf. Etwa 45 an der Zahl unter eigenem Namen und vielen mehr als Sideman. Seine Musik ist voller Seele, egal ob er sich eigener Kompositionen oder dem unendlichen Repertoire des Jazz, Blues und Rock bedient, es klingt immer wie Scofield. Zurecht weist er daraufhin, dass er keine Stücke covern will, sondern sie als Grundlage seiner Improvisationen sieht. John Scofield erzählt auch im neuen Werk fesselnde Geschichten und weckt damit Sehnsüchte nach dem Neuen und Unentdeckten. Mit dem Schlagzeuger Bill Stewart und dem Bassisten Vicente Archer hat er zwei kongeniale und gleichberechtigte Partner an seiner Seite, die Scofields Geschichten noch spannender machen.
Schon 1991, auf dem Album „Meant to Be“, begann die Zusammenarbeit mit Bill Stewart. Seitdem sorgt der Schlagzeuger in der Mehrzahl von Scofields Projekten für spannende Beats und kontrapunktische Begleitungen. 1975, als John Scofields Karriere begann, wurde Vicente Archer geboren. Seit fünf Jahren schätzt der Gitarrist nun den Swing und die Kreativität des Bassisten sowie die hohe Qualität seiner Improvisationen.
Wie niemand sonst integrierte John Scofield die Ausdruckskraft der Bluesgitarre in eine Jazzstilistik, die harmonisch, melodisch und konzeptionell stets auf der Höhe ihrer Zeit war und noch immer ist. Der Spagat zwischen erdig groovenden Kompositionen und virtuos-komplexen Improvisationen gelingt kaum jemandem so überzeugend wie John Scofield. Es entsteht Musik, die nicht – wie sonst bei Gitarristen üblich – von der Schnelligkeit der Finger bestimmt wird, sondern vom Rhythmus des Ein- und Ausatmens.
John Scofield: „Uncle John’s Band“ ist beim Label ECM erschienen.