Nanny Assis ist ein großartiger Storyteller

Nanny Assis ist ein großartiger Storyteller

Der brasilianische Perkussionist, Bossa- und Jazz-Sänger, Gitarrist und Komponist Nanny Assis besticht mit einer enormen musikalischen Offenheit. Auf seinem aktuellen Album  „Rovanio: The Music of Nanny Assis“ zieht er Bilanz und gibt Einblicke in sein 40-jähriges Schaffen. Und er offenbart unbekannte Seiten der Persönlichkeit die einen weiteren Namen trägt: Rovanio.

Assis ist 1969 im Nordosten von Brasilien in Bahia zur Welt gekommen und aufgewachsen. In Bahia haben 75 Prozent der Bevölkerung afrikanische Wurzeln, zudem lebt dort auch eine große japanische und arabische Community. Dieser Schmelztiegel der Kulturen beeinflusst Assis bis heute und hat nachhaltig seine musikalische Offenheit geprägt. Nanny Assis wird mit geistlicher Musik in der Kirche groß, in der sein Vater Pastor ist. Er beginnt dort mit sieben Jahren als Perkussionist und spielt mit dreizehn Jahren afrikanische Rhythmen beim Karneval. In den neunziger Jahren zieht er mit seiner Familie nach New York, wo er heute noch lebt.

Auf den zehn Tracks seines jetzt vorliegenden Albums „Rovanio“ treten nicht weniger als 20 Künstler auf plus dem St. Petersburg Studio Orchestra, das bei drei Stücken mitspielt. Illustre Größen wie Bassist Ron Carter; Gitarrist Chico Pinheiro; Trompeter Randy Brecker; Pianist Fred Hersch; die Saxofonisten John Ellis, Igor Butman und Lakecia Benjamin sowie die Sänger:innen Janis Siegel, Vinicius Cantuária, Emanuel Yerday, Laura und Dani Assis geben sich ein Stelldichein auf dem Werk.

Nanny Assis erblickte am 25. August 1969 in Salvador, Bahia, im Nordosten Brasiliens das Licht der Welt. Sein richtiger Vorname ist Rovanio, doch wie Nanny gesteht: „Ich mochte den Klang dieses Namens nicht, als ich jung war“ erklärt er. „Ich dachte, ‚Rovanio‘ wäre für die Leute schwer auszusprechen oder zu merken. Seit meiner Kindheit habe ich den Spitznamen Nanny. Bis jetzt haben nicht viele Leute meinen richtigen Namen gekannt“. Auf seinem 2006 erschienenen Debütalbum „Double Rainbow“ wirkten Jazzgrößen wie John Patitucci, Eumir Deodato, Michael Leonhardt und Erik Friedlander mit.

Auf seinem neuen Album zeigt sich, dass Nanny ein echter und enthusiastischer Team- Player ist. Bis auf einen Klassiker sind alle Songs kompositorische Zusammenarbeiten. „Ich habe mich jeweils mit einem Musiker zusammengetan, um entweder den Text oder die Musik zu machen.“ Neben dem Standard, „Manhã de Carnaval“ haben Assis und der Gitarrist Chico Pinheiro alle Stücke gemeinsam arrangiert. Ron Carter, die Basslegende, steht mit seiner Komposition „Mr. Bow Tie“ im Fokus, zu der Assis einen Text mit dem Titel „No Agora“ geschrieben hat. Randy Breckers großartiges Flügelhorn und die üppige Begleitung des St. Petersburg Studio Orchestra machen das Stück zu einer Reminiszenz an die Bossa-Nova-Platten der 1960er Jahre. „Manhã de Carnaval,“ ein Klassiker, ist natürlich das Thema aus dem Film Black Orpheus von 1959. Assis nahm den Song auf, nachdem er Carter für das Projekt gewinnen konnte. Assis war schon lange von Carters Konzept des brasilianischen Jazz begeistert und fand, dass der Antonio Maria/Luiz Bonfá-Klassiker hervorragend dazu passen würde.

Assis‘ Tochter Laura schrieb den wehmütigen Text zu „Back to Bahia“ und Fred Hersch arrangierte und spielt seine Komposition „Mandevilla“, dem der portugiesisch-englische Text von Assis, seinem Sohn Dani und Janis Siegel den alternativen Titel „Proponho“ gibt. „Intimate Acquaintances“, der flotte, ironische Abschluss des Albums, stammt aus einer preisgekrönten Off-Broadway-Partitur, die Assis zusammen mit dem Texter Matt Gurren geschrieben hat. Wir hören Ron Carter am Bass, Ulysses Owens Jr. am Schlagzeug und Assis selbst Gesang.

Nanny Assis: „Rovanio“ ist auf dem Label IN + OUT Records erschienen.

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