Ralph Towners Inspirationen und Einflüsse sind faszinierend

Ralph Towners Inspirationen und Einflüsse sind faszinierend

Vor einem halben Jahrhundert nahm Ralph Towner für ECM seine Soloplatte „Diary“ auf. Seitdem erschienen fast sämtliche Aufnahmen des Gitarristen bei diesem Label. Towner vereint Inspirationen aus der Klassik, dem Jazz und Klänge aus anderen Kulturen zu einem eigenen musikalischen Kosmos. Auf seinem neuen Opus „At First Light“ stellt er auf der klassischen Gitarre solo überwiegend eigene Themen vor, die, wie „Ubi Sunt“, reich an filigranen Melodien sind. Sogar das Traditional „Danny Boy“ klingt nach Towners virtuoser Bearbeitung erfrischend anders.

Auf „At First Light“ arbeitet sich Ralph Towner durch diese Einflüsse hindurch und holt sie feinsinnig in die Gegenwart. Diesmal spielt der begabte Multi-Instrumentalist, der genauso auf dem Klavier brillieren könnte, ausschließlich Gitarre. Harmonien, Rhythmen, Melodien, Saiten zum Schwingen bringen – es ist Ralph Towners ganz eigene Klangsprache, wie ein faszinierendes Land, das man besucht, im ersten sanften Morgenlicht. „Meine Soloaufnahmen haben immer auch eigene Kompositionen enthalten, in denen sich Spuren der vielen Komponisten und Musiker finden, die mich angezogen haben“, schreibt Towner in den Liner-Notes und nennt unter anderem den Einfluss von George Gershwin, John Coltrane, John Dowland und Bill Evans: „Ich habe das Gefühl, dass „At First Light“ ein gutes Beispiel dafür ist, wie ich diese Vielzahl von Einflüssen in meine persönliche Musik einfließen lasse.“ Neben seinen eigenen Stücken spielt Towner auch Hoagy Carmichaels „Little Old Lady“, Jule Stynes „Make Someone Happy“ und das Traditional „Danny Boy“.

Der Name Ralph Towner wird wohl stets auch mit der legendären, World-Music-orientierten Akustikband Oregon verbunden bleiben. Im Jahr 1970 gründete Towner mit anderen Kollegen eine Band, die ganz neue Klänge schuf und mit der er und seine Musik berühmt wurde: Diese Band hieß – und heißt heute noch – Oregon wie der Bundesstaat, in dem sie entstand, und sie schuf eine nie vorher so organisch aufgetretene Mischung aus Jazz, klassischer Musik und Folk-Musik unterschiedlicher Herkunft. Der Bassist Glen Moore, der Sitarspieler und Perkussionist Collin Walcott (der 1984 bei einem Autounfall tödlich verunglückte), und der Blas-Instrumentalist Paul McCandless, der Oboe, Englischhorn, Saxofon und Klarinette spielt, waren die Mitglieder. Oregon existiert nach einigen Umbesetzungen noch immer – mit Ralph Towner und Paul McCandless an der Spitze.Towner ist ein Musiker mit völlig eigenem Ton. Denn er hat schon früh das erreicht, worauf jeder Musiker stolz wäre: einen ganz eigenen Klang zu formen. Fazit: Ob als Gitarrist oder Pianist, ob als Komponist oder als einer der Köpfe der Band Oregon – seit drei Jahrzehnten ist Ralph Towner – inzwischen 83 Jahre alt – aus dem zeitgenössischem Jazz nicht mehr weg zu denken. Sein aktuelles Album ist der tönende Beweis, dass er bei seinem Stil stets auf Vielfalt setzt.

Ralph Towner: „At First Light“ ist auf dem ECM-Label erschienen.

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